Rezension
Actress
Ghettoville
Highlights: Gaze // Rap // Rule
Genre: IDM // Ambient // Experimental
Sounds Like: Autechre // Lukid // Burial
VÖ: 24.01.2014
Anfang der 2000er spielt Darren Cunningham für das englische Fußballteam West Bromwich, bevor ihn eine Verletzung vor der Profikarriere stoppt. Daraufhin zieht er nach London, legt als DJ unter dem Namen Actress auf und widmet seine Zeit von da an der Musik.
Wenn Cunningham etwas macht, dann macht er es richtig. Nicht nur sein Lebenslauf zeugt von dieser Philosophie, sondern auch sein aktuelles Album Ghettoville. Auf diesem vergisst er alle Anflüge von Zugänglichkeit, wie sie auf „Splazsh“ zu finden waren.
Bei den ersten Aufnahmen zum neuen Album merkt er, dass ihm die Beats zu straight, zu technolastig, vielleicht zu massenkompatibel sind. Und so setzt er sich hin und hackt auf seine Stücke ein, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht, kein Beat mehr ist, wie er einmal war und Actress sich zufrieden zurücklehnt und seine gänzlich zerfickten Tracks genießen kann. Und das Schöne daran: Auch der geneigte Hörer wird dies können.
Wie das heruntergekommene Ortsschild einer postapokalytischen Stadt gestaltet sich auch „Forgiven“ nicht gerade als herzerwärmender Willkommensgruß zu Ghettoville. Gänzlich monoton und geradezu stoisch kompromisslos wummert die Bassline. Metallische Klänge, die klingen, wie im Badezimmer aufgenommen, überwiegen; bedrohlich wie die ersten Blitze am Himmel eines aufziehenden großen Sturmes, grollt der Track vor sich hin.
Doch der Sturm bleibt aus. „Corner“ zeigt, warum Cunningham seine Musik einst als „r&b concrète“ bezeichnete. Unter der harten Oberfläche glänzt eine Melodie. Irgendwie, und dieses Gefühl lässt einen über Albumlänge nicht mehr los, fühlt sich diese jedoch nicht nach einer Melodie an. Es ist, als würde sie den sich nach Auflösung sehnenden Hörer verhöhnen in seiner beschränkten musikalischen Sicht.
Im Albumverlauf merkt man, dass sie dies zurecht tut. Beim mehrmaligen Durchhören entwachsen den Songs in ihren zerstörten Strukturen seltsame Schönheiten. Sie verstecken sich in den gegenläufigen Melodien von „Rims“, den für das Albumkonzept unbegreiflichen Rapsamples auf „Rap“ und „Rule“.
Hinter allen Songs steckt eine maschinenartige Logik. Nur ihrer Programmierung folgend, geht diese Maschine unerbittlich ihren Anweisungen nach. Und dabei erzeugt Ghettoville zu jedem Zeitpunkt visuelle Eindrücke und Emotionen, seien sie positiv oder negativ, sie haben alle ihre Berechtigung.
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