Rezension

40 Winks

It's The Trip


Highlights: Outside The Box // Tinnitus // Tribal Recipe
Genre: Instrumental HipHop // Dancefloor Jazz
Sounds Like: Kid Koala // The Avalanches // DJ Kentaro // Faruk Green // Bullion

VÖ: 15.04.2011

In einer Zeit, in der HipHop hierzulande vornehmlich zwischen den Polen Kanye West und Flo Rida wahrgenommen wird, mit einigen wenigen Resten einer Berliner Aggro-Ästhetik, lässt sich leicht vergessen, dass die Vielfalt der zugrundeliegenden Kultur durchaus das letzte Jahrzehnt überlebt hat. Andererseits lässt sich natürlich eine Platte instrumentalen HipHops, die auf einer Meisterschaft der Sampletechnik beruht, kaum ohne ein gewisses Maß rückwärtsgewandter, verklärender Melancholie hören. Wenn auf einer solchen Platte eine jazzig-bluesige, swingende Harmonie im Mittelpunkt steht, darf sich zudem gefragt werden, ob das noch zeitgemäß ist in einer Zeit, in der einerseits Flying Lotus und Kollegen und andererseits Teile der ominösen Witch-House-Bewegung die HipHop-Technik des Samplens weitaus progressiver und zukunftsgewandter anwenden. Nichtsdestotrotz ist 40 Winks' „It’s The Trip“ in ihrer Harmonie und zurückgelehnten Entspanntheit äußerst willkommen.

40 Winks verstauen 18 Tracks – inklusive Interludes – in 50 Minuten auf einer Doppel-Vinyl. Die Dichte an faszinierenden Momenten ist dabei erstaunlich. Da stört auch die überlange und unterkühlte Chill-Out-Reise „Not The Destination“, die das Album beschließt, nur wenig. Schon zu Beginn nimmt „Outside The Box“ mit hektisch rollenden Drums und sanft akzentuierten Gitarren voller Soul gefangen. Seele zeigt auch der R’n’B-Hop „The Day Breaks“. Die hektischen, jazzigen Drums nimmt „Sun Spots“ auf und verbindet sie mit einem sphärischen Chill-Out-Charakter. Das weiß durchaus zu gefallen, wirkt aber gleichzeitig außerordentlich seicht. Ganz erstaunlich gelingen dagegen die Schlagzeug-Sample-Variationen von „Tinnitus“. Eher dem Dancefloor-Jazz verpflichtet zeigen sich das funkige, tribalistische „Tribal Recipe“, das einerseits in den späten 1990ern wie aber auch in den 1970ern wildert, das disco-balladeske „Mood Adapter“ und der verspielte Thriller-Soundtrack „Winkz Waltz“.

Faszinierende Drums, sanfte Leichtigkeit und ein latenter Jazz-Charakter zeichnen „It’s The Trip“ aus. Manches gelingt dabei etwas zu zurückgenommen kitschig, aber am Ende stimmt der Gesamteindruck, und 40 Winks legen eine in gewissem Sinne anachronistische, aber vor allem überzeugende Platte vor, die nostalgisch stimmt und doch auch im Heute gefällt.

Oliver Bothe

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www.projectmooncircle.com

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