Rezension

Papa Roach
Metamorphosis
Highlights: Change Or Die // Into The Light // State Of Emergency
Genre: Nu-Rock // Pop-Rock
Sounds Like: Funeral For A Friend // Linkin Park // Hoobastank // 3 Doors Down // Lostprophets
VÖ: 20.03.2009

Irgendwann einmal habt ihr sicher mal die Supernanny auf der Schrottpresse des deutschen Fernsehens, RTL, gesehen. Nein, ihr müsst es nicht leugnen. Dass ihr die Zeit mit Sinnvollerem hättet verbringen können (Kopf gegen die Wand schlagen, Bongwasser gurgeln), war euch natürlich erst im Nachhinein klar. Schadensersatz bekommt ihr dafür leider nicht mehr. Aber zumindest jetzt kann euch das Sehen der Sendung eine Sache verdeutlichen.
Denn wenn dort die penetranten Drecksblagen so richtig schön abrasten und das geliebte Dreirad des Bruders mit höhnischem Lachen im benachbarten Morast versenken, habt ihr sicherlich die untermalende Musik bemerkt. Da dröhnt dann gern mal ein Metalriff, poltert die Double-Bass. Slayer, Rage Against The Machine, Nine Inch Nails - geht dann alles. Und sobald Katharina Saalfrank das Balg wochenlang immer wieder auf die stille Treppe verdonnert und schlussendlich geheilt hat – Harmonie! Dazu gibt’s Poppiges - Rooney, The Calling und Hoobastank. Und da wären wir bei Papa Roach. Einst eine Band der erstgenanten Sorte, dürfen sich diese jetzt in letzterer Gruppe Bands offiziell willkommen heißen.
Dabei sah doch nach den wirklich ordentlichen „Paramour Sessions“ alles ganz rosig aus. Der neue Weg war abgesteckt und beschritten, gut gemachter Alternative mit Schmackes. Der New-Metal alter Tage war da nur noch entfernt im Rückspiegel sichtbar. Aber das war schon okay. Weiterentwicklung und so. Jetzt höre man nur „Lifeline“ und weiß, dass die schamlos auf Hit produzierte Nummer schon bald die Werbung von Prosiebens Osterprogramm begleiten könnte. Schöne Scheiße, Jungs!
Trotz des ruppigen und vielversprechenden Doppelstarts vom Intro „Days Of War“ sowie dem rabiat-brutalen Opener „Change Or Die“ erweckt „Metamorphosis“ schnell den Eindruck, dass diese Band inzwischen nicht mehr selbst macht, sondern „gemacht“ wird. Produzenten, Label, Manager. Bitter, wie man so den Albumtitel deuten kann. Aber wie sonst lässt sich dieses grauenvoll poserhafte Cover erklären? Und wie die Tatsache, dass sie ansonsten passable Single „Hollywood Whore“ genau dasselbe Gniedelriff ausschlachtet wie einst der Band-Hit „Last Resort“? Klar, es gibt schlimmere Reminiszenzen. Das alte Feuer der Band zappt nur noch als Funke auf, so richtig lodert es nur im muskelbepackten Hardrocker „Into The Light“, in dem Mötley-Crüe-Gitarrist Mick Mars mit Poser-Solo sogar die Fraktion der dicken Eier beliefert. Guter Song. Nur seit wann hat Fronter Jacob Shaddix eigentlich das Texten verlernt? Fragen hierzu bitte an den Produzenten richten.
Aber war das nicht mal anders? Waren Papa Roach nicht mal diese New-Metal-Band inklusive Sozialkritik? Man glaubt es kaum. „Metamorphosis“ wird womöglich ohne Weiteres charten. Der Preis, den Papa Roach dafür zahlen, ist langfristig nicht zu entrichten: ihre Identität. Ab auf die stille Treppe, Fresse halten und warten, bis die Wut hochkommt! Und zusehen, dass ihr dann wieder am Anfang der Supernanny lauft!
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