Interview

Somebody Loves You


Somebody Loves You! Was für eine schöne Botschaft. Die beiden, die sie aussenden, sind Frederik und Kristian, zwei, die noch so jung sind, beim Musikmachen aber nach 100 Jahren Erfahrung klingen. Zum Interview getroffen haben wir sie in Schloss Holte-Stuckenbrock, bei Kristians Oma, zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Gesprochen haben wir unter anderem über Lemmy und Satans Schnurrbart, Musicalprojekte in der Schule und warum sie keinen Vertrag mit einem Label haben wollen. Also Labels, keine Hoffnung schöpfen, dass ihr diese Talente für euch gewinnen könnt. Alle anderen: anhören und für gut empfinden!

Schloss Holte-Stuckenbrock?! Wo liegt das denn? Ungefähr in der Mitte zwischen Bielefeld und Paderborn, da wo die netten Großeltern von Kristian wohnen. Nach einem wunderbaren Wohnzimmerkonzert von Somebody Loves You in Bielefeld hatten wir das große Bedürfnis uns mal wieder zu treffen, auf ein Interview. Und wo? Naja, am besten in der Mitte zwischen Bielefeld, wo wir wohnen, und Paderborn, wo die Band herkommt. "Super, meine Oma wohnt in Schloss Holte-Stuckenbrock! Lass uns doch da treffen!", meinte Kristian. Gesagt, getan. Ein wenig merkwürdig ist das schon, mitten ins Nirgendwo zu fahren und dann bei unbekannten Großeltern zum Kuchenessen vorbei zu kommen, die noch nicht einmal was von der Band ihres Enkels wissen. Wird höchste Zeit, dass sie erfahren, was der so musikalisch treibt.

Kristian und Frederik sind Somebody Loves You. Die Musik, die die beiden machen, ist ziemlich simpel, aber dafür auch sehr intensiv. Kristian singt, mit einer Stimme, die nach Jahrzehnten Whiskey- und Tabakkonsum klingt, Frederik spielt dazu einfach, aber wunderbar Gitarre. Kennengelernt haben sich die beiden durch einen gemeinsamen Freund bei einem Musicalprojekt zum Film "Schule", in das sie zufällig rein gestolpert sind. "Eigentlich wollte ich für die Schülerzeitung was über das Musical schreiben, bin da hin gegangen und die meinten dann: 'Ja, ganz toll, aber uns fehlen noch Leute!' Und dann habe ich Stone, den Bösewicht gespielt. Frederik hat Bass in der Musicalband gespielt", erzählt Kristian. Nachdem die Freunde dann gemeinsam Konzerte besucht haben, haben sich Frederik und Kristian gesagt: "So, nun müssen wir endlich unsere eigene Band gründen!". Frederik hatte ohnehin schon ein paar Songs in der Schublade liegen, lange proben war nicht, nach zehn Tagen Bandgeschichte gab es den ersten Auftritt. Die Songs schreibt Frederik, Kristian singt, das hat sich einfach so ergeben.


Foto-Credit: Elisabeth Moch

Aus dem Umkreis von Paderborn, wo die beiden aufgewachsen sind, sind Frederik und Kristian aber schon weg gezogen. Frederik wohnt mittlerweile in der Nähe von Bremen, Kristian in Münster. Dort arbeitet er in einer urigen Kneipe, die ehemals von Steffi Stephan, dem damaligen Bassisten von Udo Lindenberg, gegründet wurde. Seit der Gründung hat sich scheinbar nicht viel getan in der Kneipe: es hängen immer noch Bilder von Steffi Stephan an der Wand und es gibt weiterhin abgefahrene Gerichte, wie die "Bunten Nudeln" auf der Speisekarte. Was in der Kneipe bestimmt auch gut ankommt, ist, dass Kristian und Frederik sich super mit Promi-Gossip auskennen. Sie können Geschichten über Sarah Connors Familie und Johnny Depps Tattoos erzählen – darum spielen wir mit ihnen Gossip-TV, sie sollen mal die Ups und Downs ihrer mittlerweile sechsjährigen Bandgeschichte erzählen. "Up: Definitiv unser Konzert an Silvester in Prag! Die Stimmung dort ist super. Eigentlich würde man ja sagen, man kann zu unserer Musik nicht ausrasten, aber da zum Beispiel oder auch in Frankreich: die Leute tanzen! In Deutschland haben wir oft das Gefühl, dass sich die Leute nicht trauen, sich zu bewegen, die Franzosen haben bei jedem Lied getanzt! Auch bei den ruhigen Liedern, ohne Rhythmus. Irre. Und Down: Im Umkreis von Stuttgart spielen. Irgendwie finden die uns dort nicht lustig, wir kommen da nicht auf eine Wellenlänge."

Im letzten Interview haben She Owl zwei Fragen für die nächste Band aufgeschrieben: "Warum spielst du? Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?" "Oh, das sind aber fiese Fragen...", sagt Frederik. "Die erste Antwort: Weil ich nichts Anderes kann. Wir haben keine Botschaft, oder einen besonders hohen künstlerischen Anspruch. Mir macht es einfach Spaß, Musik zu machen. Was wir damit erreichen wollen? Das klingt so erfolgsorientiert... ich denke, wir wollen einfach nur touren." Die Konzerte und alles Andere organisieren die beiden komplett selbst, einen Vertrag bei einem Label können sie sich nicht vorstellen. "Ich bin wahnsinnig kontrollsüchtig. Ich will einfach alles selbst machen und keine Zwänge von anderen befolgen. Wenn wir ein Label gut fänden, wüsste ich aber auch gar nicht, wie so eine Bewerbungsmappe zum Einreichen aussehen soll", sagt Frederik und lacht selbst über die Vorstellung. Hat die Band in Münster denn schon mal Kontakt mit dem Label This Charming Man gehabt? "Naja, es hängt ein Sticker von denen an meinem Spiegel, aber das wars dann auch", sagt Kristian und lacht darüber. Ohne Label kann der Band auch keiner ungewollt große Konzerte aufzwängen. "Wenn wir die Wahl hätten, dann würden wir immer kleine Konzerte vor 50 Leuten der großen Bühne vorziehen, da wirkt unsere Musik dann doch besser!".

Zum Schluss gibt es noch eine Frage von Somebody Loves You an die nächste Band. "Hat Satan einen Schnurrbart und wenn ja, wie sieht er aus?" Und, wie sieht der Bart aus? "Es ist so ein Zwirbelschnurrbart!", sagt Frederik. "Oder ein Lemmy-Schnurrbart, denn Lemmy ist tatsächlich Satan. Denn er war der erste, der gestorben ist und er holt jetzt alle Guten nach, einfach nur, um der Menschheit weh zu tun. Das ist unsere Theorie."

Marlena Julia Dorniak

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Rezension zu "We Kill The Flame" (2017)

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