Festival-Nachbericht

Appletree Garden Festival 2014


Das kleine diepholzener Festival für Apfelliebhaber ging dieses Jahr in die 16te Runde und hinterlässt einen mit gemischten Gefühlen und dem Bedürfnis, vieles zu bedauern.

Schade nämlich, dass Fanfarlo ohne weitere Erklärungen oder eventuellen Ersatz abgesagt haben. Schade, dass den Veranstaltern ein grober Fehler bei der Programmplanung unterlaufen ist und Son Lux nicht am Samstag, sondern bereits am Freitag spielten. Schade, dass deshalb am Samstagabend einfach mal eine Stunde Regungslosigkeit herrschte. Schade, dass das DJ-Set von Linkoban Samstagnacht den musikalischen Horizont einer Bar- und Kneipenplaylist hatte. Schade, dass die Klos ab Freitagabend scheinbar gar nicht mehr gereinigt wurden. Schade, dass die Wasserhähne an den beiden Wasserstellen ab Freitag gefühlt nur noch tröpfchenweise Wasser spendeten. Schade, dass der Secret Act, Hundreds, zwar für sich genommen nett anzuhören war, sich aber sonst kompromisslos ins recht abwechslungsarme Electro-Pop-Line-Up des Appleetree Garden 2014 eingliederte.

Schade das alles. Denn eigentlich kommt man aus reiner Sympathie zum Appletree. Aus Freude an der idyllischen Umgebung, Freude über die schöne Natur, der geringen Größe des Festivals, wegen der sich schnell das Gefühl der Heimeligkeit einstellt und der meist furchtbar sympathischen und netten Besucher (von den unterirdisch dummen Nazis, die sich dieses Jahr auf dem Appletree verlaufen hatten, einmal abgesehen).

Dass das Appletree mittlerweile ein sogenannter Selbstläufer ist, eine beliebte Marke, bei der sich die Tickets quasi fast von selbst verkaufen, mag sein. Im Interview lässt der Veranstalter deutlich werden, dass man sich dessen auch auf Organisatoren-Seite bewusst ist. Möglicherweise deshalb entstand der blasse Eindruck, man müsse den Besuchern nicht viel bieten, um sie bei Laune zu halten. Nicht einmal mehr das gewohnte Line-up, dass ein unschlagbares Gespür für die besonderen Künstler von morgen aufweisen kann. Nicht, dass Bands wie Dan Croll, Is Tropical oder WhoMadeWho schlecht wären, zusammen genommen kommt da aber einfach wenig Spannung auf. Einzige Ausnahmen im Einheitsbrei stellten Kate Tempest und Annenmaykantereit dar.

Vielleicht äußert sich in diesem Bericht einfach die Enttäuschung einer langjährigen Appletree-Besucherin, die erlebt hat, wie dieses Festival von Jahr zu Jahr besser wurde und nun unter dem Eindruck steht, diese Entwicklung habe in diesem Jahr eine Stagnation erlebt. Eine solche Empfindung erlaubt natürlich nicht, das komplette Appletree mit "scheiße" zu etikettieren, aber vielleicht sei gestattet, es einfach nicht mehr ganz so ausnahmslos gut zu finden und sich für das nächste Jahr zu wünschen, dass man beim Besuch dieses Festivals wieder mehr des einstigen Herzbluts spürt. Denn dann sehen wir uns alle wieder an dem roten Kaffeewägelchen und erfreuen uns an den kleinen Lichtern in den Baumkronen und der apfelförmigen Diskokugel über der Waldbühne.

Silvia Silko

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