Rezension

Milagres

Violent Light


Highlights: Terrifying Sea // The Black Table // The Letterbomb
Genre: Indie // Pop // Rock
Sounds Like: Grizzly Bear // Local Natives // The Antlers // David Bowie

VÖ: 28.02.2014

Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, seit Milagres aus Brooklyn mit ihrem Debüt „Glowing Mouth“ auf der Bildfläche auftauchten. Vielleicht war es einfach schlechtes Timing und der Markt zu übersättigt an experimentellem Indie, doch irgendwie konnte die Band nicht so recht Fuß fassen und der große Durchbruch ließ auf sich warten. Ob sich das mit ihrem neuen Album „Violent Light“ ändern wird? Verdient hätte es die Band um Kyle Wilson auf jeden Fall, denn ihr Zweitwerk ist ein großer Schritt nach vorne und man hat das erste Mal das Gefühl, die musikalische Identität dieser Band zu begreifen.

Dabei ist die Zahl der Einflüsse, die Milagres' zweites Album in sich trägt, kaum zu überschauen. „Jeweled Cave“ klingt nach dem David Bowie der 80er, „Urban Eunuchs“ lässt an Iggy And The Stooges denken, Songs wie „The Letterbomb“ klingen überraschend funky und „Sunburn“ hört sich mit seinen satten Beats an wie der nächste Elektro-Pop-Hype der Blogosphäre. Das Erstaunliche bei all diesem Abwechslungsreichtum ist jedoch, dass alles hier trotzdem unverkennbar Milagres' eigene Handschrift trägt. Kyle Wilsons Weise, seine Gesangslinien zu gestalten, die schroffen Einsätze der E-Gitarre, das kantige und energische Drumming, das sich mit sphärischen Keyboardklängen die Waage hält – jeder Song besitzt diese Eigenschaften, die „Violent Light“ in seiner Gesamtheit trotz seines Pop-Appeals zu einem keineswegs zugängigen, aber schlüssigen Album machen. Manche Songs haben selbsterklärende, aber nichtsdestotrotz überzeugende Texte, wie das eingängige „Terrifying Sea“ („I wanna be what you see in me“). Bei anderen Tracks wiederum lohnt es sich, sich in die Hintergründe von Wilsons Songwriting einzulesen, um sie besser zu verstehen.

Es mag eine Weile dauern, bis man mit „Violent Light“ warm wird, da es insgesamt deutlich unzugänglicher ist als der Vorgänger „Glowing Mouth“, der zwar auch ziemlich verkopft daherkam, sich aber doch eher in bekannten Fahrwassern bewegte. Auch Kyle Wilsons zum Teil recht ungewöhnlicher Falsettgesang wird sicher den einen oder anderen Hörer vor eine Herausforderung stellen. Wer sich aber hierauf einlässt, wird sich an einem Album erfreuen können, das zeigt, wie es bei einem zweiten Album im Idealfall laufen kann: „Violent Light“ ist ein mutiger Schritt nach vorne, erkundet neues Terrain und festigt zugleich das eigene Fundament. Wenn Milagres so weitermachen, werden sie es noch weit bringen.

Kilian Braungart

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