Rezension

Field Report

Field Report


Highlights: Fergus Falls // I Am Not Waiting Anymore // Incommunicado // Evergreen
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Bon Iver // DeYarmond Edison // Sam Amidon // J. Tillman // Nathaniel Rateliff

VÖ: 24.05.2013

Sie gehört schon fast zur Allgemeinbildung des folkinteressierten Musikhörers: die Geschichte von Justin Vernons ursprünglicher Band DeYarmond Edison, dem Split, aus dem neben Vernons neuem Projekt Bon Iver die Band Megafaun entstand, die von drei weiteren verbliebenen Mitgliedern gegründet wurde. Nur einer blieb dabei auf der Strecke: Um Chris Porterfield blieb es still. Über fünf Jahre hat es gedauert, doch nun komplettiert er als „Field Report“ die Liste an Nachfolgeprojekten von DeYarmond Edison und zeigt uns mit seinem bezaubernden Debüt, wie viel Talent sich in dieser Band konzentriert hatte.

Doch Porterfield zelebriert seinen Auftritt in der Szene nicht mit einem großen Paukenschlag. Er ist einfach da, mit seinen ruhigen, in sich gekehrten Songs. Ganz ohne jegliche Show erzählt er seine Geschichten, die dezent, aber keineswegs karg ausgeschmückt werden. Denn auch seine Band zeichnet sich durch Zurückhaltung aus und schafft kaum mehr als eine Klangkulisse für Porterfields kluge Texte. So viel Zeit man diesem Album, das sich einem nicht gerade von selbst erschließt, auch geben muss, in den Opener „Fergus Falls“ verliebt man sich auf Anhieb: dieses undurchsichtige Intro, der sich allmählich lüftende Dunst, Porterfields ehrliche Stimme, die klaren Klavierakkorde und diese traurige Geschichte, die der Musiker aus Wisconsin auf seine ganz eigene unprätentiöse Weise erzählt. Die Texte sind vielleicht die größte Stärke dieses Albums, das sich zwar nichts zu Schulden kommen lässt, aber mit seinen flächigen, breit angelegten Songs am ehesten für ruhige Nachtstunden geeignet ist. Porterfields Lyrik ist so schlicht und elegant, dass man sich ständig wundert, wie es sein kann, dass nicht schon jemand vor ihm auf die Idee kam, sich so auszudrücken. „Incommunicado“ ist einer der vielen Songs von Field Report, der durch seine Lyrik besticht:

„I’ve been incommunicado for going on three days
and the silence stings staccato around my ears and face
and my hands are cold and shaking
from my latest fall from grace
and I’m ashamed to have to tell you
what I’ve managed to misplace.“

Man muss sich schon die Zeit nehmen, genau zuzuhören, was Field Report zu sagen haben, denn mit einem Hitalbum hat man es hier nicht gerade zu tun. Allenfalls das zurecht hochgelobte „I Am Not Waiting Anymore“ oder auch „Evergreen“ mit seinem mitreißenden Refrain setzen sich schnell im Gehörgang fest und können als Bezugspunkte dienen, an denen man sich beim Hören des Albums orientieren kann. Field Report haben wirklich alle Achtung verdient für dieses Album, bei dem Kohärenz von Wort und Klang Vorrang haben und künstlerische Ambitionen oberste Priorität besitzen. Vermutlich wird sich Chris Porterfield noch lange Zeit weiterhin unter dem Radar bewegen, doch wir sind froh, dass er wieder da ist.

Kilian Braungart

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