Rezension

Sleepwalker's Station

As The Tides Are Turning Again


Highlights: Democracy Etc. // By The Way // Challenging Philosophy
Genre: Indie-Folk // Indie-Pop // Country-Folk
Sounds Like: Lumineers // Ben Howard

VÖ: 29.03.2013

Man muss kein Kind typischer Originale der Marke Dolly Parton, Willie Nelson oder Johnny Cash sein, um Folk- und Countryklischees auszufüllen. Es gibt genügend europäische Antworten auf Banjos, Geigen, Pedalsteel und das Lebensgefühl, auf einer Horde wildgewordener Pferde durch die Prärie zu reiten. Hierzulande waren es kürzlich „Torpus & The Art Directors“, die präsentierten, wie sie erwähntes Genre interpretieren. Jetzt stehen „Sleepwalker's Station“ mit ihrem Debüt „...As The Tides Are Turning Again“ in den Startlöchern und zeigen gleich mit dem Opener „Democracy Etc.“, wie man Reiselust und Fernweh zauberhaft schön vertonen kann. Eine Thematik, mit der sich in der Band, oder besser in diesem Kollektiv, ohnehin viel beschäftigt zu werden scheint. Die Konstellation von Sleepwalker's Station nämlich ist alles andere als beständig: Elf verschiedene Musiker aus fünf Ländern diffundieren um das Zentrum, Singer/Songwriter Daniel del Valle, herum, die „je nach Art und Ort des Auftritts in unterschiedlichen Besetzungen auftreten“, wie es im Pressetext heißt.

Auf ihrer Platte zeigt dieser Musikerclash nun, inwiefern sich ein gewisses Maß an Flexibilität und Dynamik durchaus fruchtbar auf die Ergebnisse der gemeinsamen kreativen Arbeit auswirken können. Harmonisch und reflektiert werden hier etwa Geigen, Gitarren, Banjos, Cajon, eine Hammond, Stimmen und zurückhaltendes Schlagzeug angeordnet. Heraus kommen dabei Popmusikstücke wie „By The Way“, die man gerne zur Morgensonne und dem ersten Kaffee des Tages hören möchte, aber auch dylaneske Folknummern wie „Challenging Philosophy“ mit ordentlich Drive entern das Ohr.

Dauergäste auf „...As The Tides Are Turning Again“ sind aber vor allem die Melancholie und ein gewisser Weltschmerz, welche mit Behutsamkeit und Verletzlichkeit über die Songs gepudert werden, ohne dabei zu belasten. Del Valle schafft es mit seiner weichen, warmen Stimme, den meisten Melodien der Platte ein Gesicht zu verpassen, bildet bei diesem Vorhaben jedoch leider auch den einzigen Wermutstropfen des Albums: bei Songs wie „About The Tides“ oder „Colours On Concrete“ kommt dieser nämlich schmerzlich nah an seine Schaffensgrenze und quäkt die kleinen Harmonien mitunter in Grund und Boden. Das ist schade und gleichzeitig unnötig, denn die 14 Songs der Platte hätten gerne weniger sein dürfen, dann aber eben ohne stimmlich zu hohe Höhen und zu tiefe Tiefen. Glücklicherweise gibt es ja aber immer noch den „Skip“-Button, der derartige Probleme umschiffen hilft.

Silvia Silko

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"Democracy Etc." im Stream
"By The Way" im Stream