Rezension

Noel Gallagher's High Flying Birds

Chasing Yesterday


Highlights: Riverman // Lock All The Doors // The Dying Of The Light // Ballad Of The Mighty I
Genre: Britpop
Sounds Like: Oasis // Johnny Marr

VÖ: 27.02.2015

Der Oktober 2014 war für viele Oasis-Fans großartig. Auf der einen Seite beschließt die vollkommen belanglose Nachfolge-Kombo Beady Eye nach zwei enttäuschenden Alben ihre Trennung, auf der anderen Seite verkündet der ehemalige Band-Mastermind Noel Gallagher, dass er im März 2015 mit seinem Projekt Noel Gallagher’s High Flying Birds seinen Zweitling „Chasing Yesterday“ auf den Markt bringen wird – zwei außerordentlich gute Nachrichten. Denn schon bei den jeweiligen Debütalben war klar erkennbar, welches der beiden Projekte in die großen Fußstapfen der Ausgangsband treten kann: die Gruppe um Noel Gallagher.

Nun, mit der Veröffentlichung von „Chasing Yesterday“ schafft es Noel, diese Erkenntnis zu bestätigen. Zehn Lieder, knapp 44 Minuten, die nur zu gut zeigen, dass der gute Mann auch nach 20 Jahren im Geschäft noch weiß, wie man wunderbare Hits schreibt. Das beginnt schon bei „Riverman“, dem Einstieg ins Album. Aus Gitarre und Drums bastelt Gallagher eine wunderschön eingängige Melodie, die zwar weniger rau ist als in seinen Stücken vor 20 Jahren, aber dennoch jeden Fan seiner Werke überzeugen wird. Dabei erreicht der Song seinen Höhepunkt im hymnischen Refrain, der geradezu prädestiniert ist, von einer Riesenmenge mitgesungen zu werden. The rain that comes // All that love that was left behind is gone // When the river man runs // Find me the girl who electrifies the storm // In a while she'll be gone. Nicht umsonst beschreibt Gallagher selbst es als eines der besten Lieder, die er je geschrieben hat.

Und wenn es dann doch nochmal eine richtige Ladung Oasis sein soll, hört man sich „Lock All The Doors“ an. Schon in den Neunzigern angefangen und nun fertiggestellt, klingt das Lied laut und kantig, dabei aber dennoch sehr melodisch, also genau das, was die Band in den Neunzigern ausgemacht hat. Nun ist das Stück auf einer Soloplatte gelandet, wo es ebenso hinpasst. Über die gesamte Albumlänge wechseln sich elektrische und Akustikgitarre ab, immer vorangetrieben von Drums und Gallaghers nicht perfekter, aber sehr individueller Stimme. Abgeschlossen wird das Ganze vom großartigen „Ballad Of The Mighty I“, der zweiten Single der Platte, in der Gallagher von Johnny Marr unterstützt wird – ein ideales Ende.

Somit hat Noel wieder einmal bewiesen, wer der beiden Gallagher-Brüder Oasis einzigartig gemacht hat. Wo Liam zwei bestenfalls langweilige Alben auf den Markt gebracht hat, zeigt Noel, zu welchen großen Hits er noch fähig ist. Das kann er gerne die nächsten Jahre mit weiteren Alben untermauern.

Lewis Wellbrock

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