Rezension

Bonnie 'Prince' Billy

Lie Down In The Light


Highlights: Glory Goes // You Want That Picture // I´ll Be Glad
Genre: Folk
Sounds Like: Bon Iver // Neil Young // Johnny Cash

VÖ: 16.05.2008

Bonnie 'Prince' Billy aka Bonny Billy aka Palace aka Palace Brothers aka Palace Music aka Palace Songs… Wer bei Will Oldhams Pseudonym-Größenwahn noch durchblickt, muss ein wahrer Fan sein. Und stolzer Besitzer von 14 Alben in 14 Jahren. Bedenkt man zusätzlich noch, dass dieser Mann auf so ziemlich jeder Platte, die ansatzweise etwas mit Folk zu tun hatte, als Gastsänger vertreten war, so fragt man sich, ob Oldham überhaupt noch etwas anderes als Musik macht. Wahrscheinlich würde er diese Frage selbst verneinen, denn der Bob Dylan unserer Zeit lebt für die Musik. "Gott sei Dank" kann man da schon fast sagen, denn der treu ergebene Hörer weiß, was er an der perfekten Begleitmusik eines rotweingetränkten Abends hat.

Was sich aber mit „The Letting Go“ schon abgezeichnet hat, wird auf „Lie Down In The Light“ nun zur Gewissheit. Neben einem trockenen Roten darf es jetzt und immer öfter auch mal ein lockerer Weißer sein. Oldham macht sich selbst Luft in seiner von Schwermut getränkten Musik und lässt es zu, dass man die Mundwinkel durchaus auch einmal nach oben ziehen kann. Wunderbar feinfühliger und leicht verdaulicher Folk ist es diesmal geworden, den Oldham da zusammen mit seinem Bruder, der Sängerin Ashley Webber und einer Handvoll Studiomusiker aufgenommen hat. Mit Sicherheit nicht sein eindringlichstes Werk, aber vielleicht sein versöhnlichstes.

Mit seinen knapp 40 Jahren wandeln sich auch die Texte des bärtigen Kauzes von wehklagenden Lyriken zu beinahe schon altersweisen Erkenntnissen. „It's all right / And everything comes / Down to this / That everything there ever was / Or will be / Is all there is“ sinniert er beispielsweise in dem wunderschönen Duett „You Want That Picture“. Oldham weiß zwar selbst, dass es ihm noch nicht zusteht, auf das Leben aus dem Blickwinkel eines alten, nachsichtigen Mannes zu blicken, aber dennoch lässt er sich ab und an dazu hinreißen, eben diese Position einzunehmen. Und wenn er dann in dem Titelstück etwa singt "Why do you frown? / Why do you cry? / Why don't you lie down in the light?", dann nimmt man ihm das auch ohne mit der Wimper zu zucken ab.

„Lie Down In The Light“ ist nicht der große Wurf, den Oldham schon vielfach vorgelegt hat, dazu fehlt ein Stück weit seine alte, einzigartige Art. Nichtsdestotrotz ist die „neue“ Ausrichtung aber eine mehr als angenehme Abwechslung in dem Schaffen eines Mannes, der irgendwann einmal aufgrund seiner bedingungslosen Aufopferung für die Musik mehr als nur ein paar bloße Namen sein wird.

Benjamin Köhler