Rezension

Zeal & Ardor
Devil Is Fine
Highlights: Devil Is Fine // In Ashes // Come On Down // Children's Summon // Blood In The River
Genre: (Anti-)Gospel // Black Metal
Sounds Like: -
VÖ: 24.02.2017

Aus einer Internetspielerei heraus entstand eines der momentan wohl spannendsten Projekte im Bereich härterer Musik. Als der Schweizer Manuel Gagneux im berühmt-berüchtigten Internetforum 4chan fragte, welchen Stilmix er denn gern mal entwickeln solle, kam die zu erwartende sinnfreie Antwort, in diesem Fall: Black Metal mit – politisch dort weniger korrekt ausgedrückt – „Black Music“ zu mixen. Sprich, sich der volkstümlichen Gospelsounds anzunehmen. Gagneux probierte dies – das Resultat ist nun „Devil Is Fine“, das Debüt unter dem Namen „Zeal & Ardor“.
Dieses ist zunächst eine Mogelpackung. Klammert man den Stil mal aus, sind es recht banale Songschemata (Strophe-Refrain-Strophe) in drei Minuten Länge, in die Länge gezogen durch ein paar instrumentale Interludes. Die Nettospielzeit der sechs übrigen Stücke: 18 Minuten. Im Bereich Hardcore oder Grindcore wäre dies völlig normal, hier entsteht allerdings schon der fade Beigeschmack, mit einigen wenigen Songs eines sehr schnell aufstrebenden Künstlers, der nun mit einem professionellen Plattenvertrag ausgerüstet wurde, schon mal etwas Kasse zu machen. Das, was allerdings in diesen wenigen Minuten passiert, hat es in sich.
Gagneux bringt eine extrem eingängige, zur Herkunft der Gospelsounds passende Stimme mit, die sowohl clean ins Ohr geht, als auch dann überzeugt, wenn es mal hart wird, sodass die Passagen, in denen er zum üblichen Black-Metal-Gekreische ansetzt, sich ebenfalls hören lassen können. Der titelgebende Opener fokussiert sich zunächst auf den Gospeleinschlag, führt aber schon einmal vor, worum es „Zeal & Ardor“ geht. Er erschafft sich eine Art „Anti-Gospel“, denn in seiner Interpretation wird die Gottesfürchtigkeit dieses Sounds ins Gegenteil verkehrt und zum Geklapper schwerer Ketten dem Teufel gehuldigt. Gagneux fand es spannend, das Gedankenexperiment zu wagen, was wäre, wenn die Sklaven Amerikas sich mittels teufelsanbeterischer Texte identifiziert hätten. „Devil Is Fine“ ist jedoch so soft, dass man sich an dieser Stelle kurz fragt, wie ernst er es denn mit den stilistischen Ankündigungen meinte. „In Ashes“ führt dann jedoch schnell vor, wie weit der Stilmix eigentlich wirklich gehen kann.
Wie schon erwähnt, hat Zeal & Ardor drei Zwischenspiele, „Sacrilegium“ genannt, eingebaut. Diese Instrumentals sind schon interessant, weil sie überhaupt nicht in das sonstige Musikkonzept des Künstlers zu passen scheinen. „Sacrilegium I“ etwa fährt auf einmal (ziemlich spannend übrigens) mit Breakbeats die Dubstepschiene entlang, Teil II entspricht zwei Minuten Spieluhrgegudel und Nummer III trällert Lo-Fi-Synthies daher. Ob Gagneux hier Gotteslästerungen am Metal begehen will oder nicht, bleibt offen. Die verbliebenen Songs wie „Come In Down“, „Children‘s Summon“ und „Blood In The River“ bringen jedesmal eine unwiderstehliche Mischung aus Groove und Härte mit, die bislang wirklich einzigartig scheint. Das Experiment ist also völlig geglückt und es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Releases noch etwas mehr Substanz bekommen.
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