Rezension
Young Galaxy
Ultramarine
Highlights: Pretty Boy // New Summer // Priviledged Poor
Genre: Dream-Pop
Sounds Like: Beach House // Wye Oak // Slow Magic
VÖ: 03.05.2013
Junge Galaxien sind Galaxieformen, die neue Sterne entstehen lassen, indem sie sich langsam und gemächlich durch die unendlichen Weiten des Weltraums bewegen und dabei Gaswolken aufsaugen. Keine kosmischen Kollisionen und Materienexplosionen, ganz sanft und unbemerkt wandern diese Galaxien durch unser Universum und hinterlassen dennoch bleibend leuchtende Sterne am Himmelszelt. Ein bisschen so ist es mit der kanadischen Band Young Galaxy, die in diesem Jahr ihr viertes Studioalbum „Ultramarine“ herausbringen.
Verträumt wabern die zehn Tracks in gewohnt dreampopiger Manier dahin und lassen hin und wieder schimmernde Sterne aufblitzen. Sphärische, melancholische Songs im Beach-House-Stil werden von tanzbaren Trommelrhythmen abgelöst, stampfend, fast countryartigen Weisen folgen überraschend elektronische Synthiemelodien.
Inhaltlich geht es um das alte Thema, das auch der Bandname impliziert: Jungsein. Es geht um jugendliche Leidenschaft, darum, unbändig und wild, neugierig und überwältigt zu sein, um Jahre später auf diese Zeit zurück zu blicken, im Bewusstsein, dass sich diese Zeit dem Ende zuneigt. Durch die nostalgische, melancholieverschmierte Retrobrille in sepia wird die Vergangenheit betrachtet und wie im Opener „Pretty Boy“, der ersten Singleauskopplung, aufgearbeitet. Es geht um das frühere Leben in der Kleinstadt, in der man sich immer unverstanden fühlte und die man endlich hinter sich lassen konnte. Vor allem geht es nämlich um Freiheit von den anderen, den „disbelievers“, die es ermöglicht, sich in Kunst und Musik selbst zu verwirklichen und natürlich die Träume von der großen weiten Welt.
Das Album folgt einer Dramaturgie aus einem Wechsel von Nostalgie, Gegenwartserkenntnis und gleichzeitiger Realitätsflucht. Alles scheint sich in einem Zwischenzustand zu befinden, zwischen Jugend und Erwachsensein, zwischen Beziehungen und Einsamkeit, zwischen Sommer und Winter. Die Jugend scheint endgültig vorbei zu sein, „The end will come for holidays and sweet sixteens“, der Sommer beginnt und neigt sich sogleich dem Ende zu. Es bleibt nur noch die Flucht in eine Traumwelt, wie in „New Summer“, ein Versuch, sich der eigenen Vergänglichkeit zu entziehen, indem man den neu angebrochenen Sommer wie seinen letzten verlebt, in einem alten Cabrio auf dem Highway, „windows down and the stereo loud“ Richtung Unendlichkeit. Womit wir wieder bei den Galaxien wären.
Weit weg von zu Hause produziert, diesmal nämlich nicht in Montreal, sondern in Schweden, ist „Ultramarine“ für Young Galaxy vor allem eine Fläche, um sich auszuprobieren und neu zu erfinden. Trotz aller tanzbaren Leichtigkeit hat die Band nichts von ihrer etwas düsteren Tiefe eingebüßt, die erahnen lässt, dass unter den schimmernden Popbeats noch etwas Anderes, Ursprüngliches schlummert.
Ein wunderbares Album für nostalgische Traumtänzer, vielleicht der Soundtrack für den noch eher kalten Sommer.
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