Rezension

Yoko Ono
Yes, I'm A Witch
Highlights: Revelations // Walking On Thin Ice // I'm Moving On // Cambridge 1969/2007
Genre: Pop
Sounds Like: Yoko Ono // Sonic Youth // Peaches
VÖ: 16.02.2007

Hiermit gebe ich zu, ich bin ein Ignorant. Ich habe bis vor kurzem kein Stück aus Yoko Onos Schaffen gehört. Ich wusste nichts von ihren Aktivitäten in Politik, Kunst, Film und Musik. Mir war nicht bewusst, dass Künstler wie Elvis Costello, Sonic Youth oder die B-52s sie coverten. Keiner der in den Noughties erschienenen Remixe, die ONO ihre erste Nummer 1 (in den Billboard Dance/Club Play Charts) einbrachte, ist mir bekannt. Entsprechend ignorierte ich News-Meldungen zu einem Remix-Album namens „Yes, I’m A Witch“.
Ursprung dieses Albums war die Möglichkeit, für eine Vielzahl von Künstlern, aus Onos Backkatalog ihre Favoriten auszuwählen, die subjektiv wichtigen Teile beizubehalten – für die meisten nur die Gesangsspuren – und darum, Neues zu schaffen. Onos Gesang verbindet dann auch das Gesamtalbum zu einer Einheit. Was sich am Ende an Künstlern wieder findet, ist vieles, was mir ebenso unbekannt ist, wie Ono selbst, aber ebenfalls ein who is who der aktuellen alternativen bis avantgardistischen Popmusik. Dabei streckt sich das Spektrum der Künstler von Electro über Folk bis Prog, bzw. von Peaches und Cat Power bis Porcupine Tree, Antony (ohne seine Johnsons) und den Flaming Lips. Ebenso finden sich Le Tigre, Spiritualizeds Jason Pierce, The Sleepy Jackson und Polyphonic Spree.
Keiner der Künstler wird dabei seinem Genre wirklich untreu; entsprechend findet sich keine ernsthaft schlechte Nummer auf dem Album. Vielmehr liegt das Niveau zwischen gut und hervorragend. Allein schon die kleinen elektronischen In- und Outros von Hank Shocklee, zwischen denen sich ein interessantes und vielseitiges Album erstreckt, sind eher am oberen Ende anzuordnen.
Peaches („Kiss Kiss Kiss“), Shitake Monkey („O’Oh“), Blow Up („Everyman...Everywoman“) und Le Tigre („Sisters O Sisters“) sowie DJ Spooky („Rising“) zeigen, dass Remixe ursprünglich aus dem elektronischen Genre stammen. Dabei entwickelt sich „O’Oh“ zu einem Ohrwurm, „Rising“ kommt angedubt daher, und Blow Up produzieren eine tanzbare Nummer. „Sisters O Sisters“ wiederum entwickelt sich zu einem wahren Beatmonster.
Etwas zu viel von allem packen jedoch The Apples In Stereo („Nobody Can See Me Like You“) und Polyphonic Spree („You And I“) in ihre Neuinterpretationen. Wie man ihr Ziel („space-age gospel“ im Falle der Apples) richtig erreicht, zeigen dagegen Porcupine Tree in „Death Of Samantha“. Auch Antony Hegartys Version von „Toyboat“ weiß in elektronischer Einfachheit zu überzeugen, zeigt aber doch ganz klar seine Handschrift.
Die negativen Ausreißer halten sich mit The Brother Brothers („Yes, I’m A Witch“) in Grenzen, wohingegen die Highlights klar zu erkennen sind, in Cat Powers Duett mit Yoko („Revelations“), Jason Pierce’ (Spiritualized) Interpretation von „Walking On Thin Ice“ als Indie-Noise-Orgie, Sleepy Jacksons Idee von „I’m Moving On“ und den Flaming Lips mit „Cambridge 1969/2007“. Letzteres ist so eindeutig Flaming-Lips-Material, hat aber mit Sleepy Jacksons Track gemein, dass viel zu viel drin steckt, für einen einzelnen Song. Dass Ono auch gestandenen Filmmusik-Komponisten etwas zu sagen hat, zeigt Craig Armstrong in „Shirankatta“. Dieser betont – wie auch die anderen Künstler – was für eine Ehre es war, an diesem Projekt teilzuhaben. Johanna Fateman von Le Tigre formuliert dies so: „Yoko Ono war immer ein Einfluss für unsere Band – als Künstlerin bewohnt sie einen Raum, wo Popkultur, Konzeptkunst und Aktivismus überlappen.“
Zur Warnung sei angemerkt, böswillig könnte man das Album als überambitioniert bezeichnen. Mir jedoch weißt es erst einmal den Weg zu Yoko Onos Backkatalog.
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