Rezension

Year Long Disaster

Year Long Disaster


Highlights: Let Me Down // Galea Aponeurotica
Genre: Hard-Rock
Sounds Like: Black Sabbath // Deep Purple // Wolfmother // Led Zeppelin

VÖ: 28.03.2008

Wir schreiben die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Aus Blues Rock, Psychedelic und weiteren Subsparten des Rock n Roll hat sich ein Genre entwickelt, das allgemein als Hard Rock bekannt ist und im Laufe der Jahre Jeansjackenfabrikanten die Dollarzeichen in die Augen und Männerfriseure aufgrund des Ausbleibens jüngerer Kunden in die Armut treiben wird. Bis in die 90er erfreut sich der Hard Rock großer Beliebtheit, was nicht unwesentlich hervorragenden Genrevertretern wie Wolfmother und The Sword geschuldet ist. Auch im 21. Jahrhundert hinterlässt der Hard Rock seine Spuren: Nicht genug, dass Bands wie Black Sabbath oder Deep Purple auf den musikalischen Pfaden der 70er wandeln, Wolfmother-Frontmann Andrew Stockdale wird gar eine eigene Reality-Serie bei MTV gewidmet, die den seltsamen Familienalltag der Stockdales beleuchtet.

Okay, unschwer zu erkennen - zumindest der zweite Teil obigen Absatzes ist ein Hirngespinst, einem Paralleluniversum entnommen oder was auch immer, drängt aber folgende Gedankenspielerei geradezu auf: Wie würden Bands wie Year Long Disaster und ihr selbstbetiteltes Debütalbum heute rezipiert werden, wenn ihnen andere Bands die Ideen nicht schon vor 30 Jahren vorweggenommen hätten und die altbekannte, belächelnde Floskel "Da hat jemand die Plattensammlung seiner Eltern herausgekramt" nicht mehr ziehen würde? Oder, anders gefragt: Wären Year Long Disaster im Biker-Rock-Boom der 70er irgendwie aufgefallen - ob positiv oder negativ, sei erst einmal dahingestellt?

Jein. Im Gegensatz nämlich zu einer Band wie Wolfmother, deren Sound immer wieder kleine Anleihen an heutige "In-Bands" wie die Arctic Monkeys aufweist, geben sich Year Long Disaster - abgesehen von kleineren Stoner-Rock-Anleihen - höchstens insofern mit modernem Schnickschnack ab, als eine solch glasklare Produktion, wie sie die zehn Tracks des Albums genossen haben, vor 30 Jahren wohl nicht so einfach zu realisieren gewesen wäre. So aber kann sich der geneigte Langmähnenschüttler an herrlich dröhnenden Gitarren, diese gekonnt unterstützenden Bassläufen und hämmernden Drums erfreuen, die in ihrem Zusammenspiel Bretter wie "Let Me Down" ergeben, welche auch Black Sabbath anno 1978 gut zu Gesicht gestanden hätten (Dass ein Song, der bereits den Namen "Cold Killer" trägt, ebenfalls geradezu "PRINCE OF FUCKIN DARKNESS!!!!" gröhlt, muss wahrscheinlich nicht näher erläutert werden). Auch andere Stilmittel wie die der Ruhe vor dem Sturm ähnelnden Akustikgitarren, die den achtminütigen Schlusstrack "Swan On Black Lake" einleiten, dürfen genauso wenig fehlen wie - man entschuldige die flapsige, aber in diesem Zusammenhang unumgängliche Ausdrucksweise - hammergeile, minutenlange Instrumentalparts ("Galea Aponeurotica).

Da wir aber schließlich nicht in einem Paralleluniversum leben, erscheint das Gesamtpaket leider doch seit circa 30 Jahren ziemlich vertraut und könnte tatsächlich mit einem Griff in die Plattensammlung der Eltern selber rekonstruiert werden. "Kopie" kann von Lästermäulern gerne und vielleicht auch mit Recht geschrien werden, aber zumindest ist unwahrscheinlich, dass sich Frontmann Daniel Davies in 25 Jahren mitsamt seiner Familie im Reality-Fernsehen zum Horst machen wird. Und das ist doch auch was wert, oder?

Jan Martens

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