Rezension

Wye Oak
Shriek
Highlights: Shriek // The Tower // Despicable Animal // Logic Of Color
Genre: Indie // Elektro // Folk
Sounds Like: Sharon Van Etten // Future Islands // Angel Olsen // St. Vincent // Metronomy
VÖ: 25.04.2014

„Shriek“ ist nun schon das vierte Album des Independent-Duos Wye Oak aus Baltimore. Doch es ist das bislang schwierigste der Band, nämlich das nach dem Durchbruch „Civilian“, einem atmosphärischen Meisterwerk aus dem Jahre 2011. Und so steckten Jenn Wasner und Andy Stack in einer kleinen kreativen Krise, Stack zog gar aus dem heimischen Baltimore von der Ostküste an die Westküste der USA – Veränderung war nötig. All das hat scheinbar etwas gebracht, denn das Ergebnis ist ein bemerkenswerter Spagat.
Wye Oak schaffen es, sich neu zu erfinden, aber trotzdem noch nach sich selbst zu klingen, sich weiterzuentwickeln, ohne den eigenen Sound völlig zu verlieren. So könnte „Shriek“ genau so gut ein Debütalbum sein, es ist aber eben die vierte Wye-Oak-Platte. Diese zeigt einmal mehr, wie talentiert Stack und Wasner sind, und wie vielfältig. Wurde „Civilian“ noch von dunklen Gitarren in Moll und verschleppten Rhythmen getragen, so haben die beiden sich für „Shriek“ umorientiert. Stack steckt sein Talent nun mehr in elektronische Elemente und künstliche Percussion, Wasner nimmt öfter einen Bass statt eine Gitarre zur Hand. Tragende Elemente sind so Synthesizer auf diesem Album, was den Grundsound der Platte signifikant verschieden vom Vorgänger macht.
Allerdings sind es immer noch unverkennbar Wye Oak, denn die Synthies breiten nun jene Klangwelten aus, die auf dem Vorgänger noch mit Gitarren erzeugt wurden. Ohnehin großartig, was nur zwei Leute an Sound erzeugen – vor allem live übrigens zu empfehlen. Und natürlich ist da auch noch Wasners unverkennbare, anziehende Stimme. Stets zwischen Sehnsucht und Zweifel, undurchschaubar und reizvoll hält sie die Songs zusammen und macht diese ein ganzes Stück attraktiver. Genau – Songs sind auf dem Album natürlich auch noch drauf. Und zwar mitunter die besten, die das Duo je geschrieben hat. So etwa das rhythmisch ambitionierte „Paradise“ – interessant, wie Wasners Stimme sich zwischen die Patterns schiebt, oder der großartige Closer „Logic Of Color“. Der Opener „Before“ könnte auch ein langsamer Discohit der 80er sein, und zeigt, wo „Shriek“ soundtechnisch hin will. Diese Platte ist für jene, die zuvor schon auf den Geschmack dieses äußerst talentierten Duos gekommen sind, ein Schmankerl – wer bisher mit der Band wenig anfangen konnte, sollte aber auch nicht zögern, reinzuhören. Genau so ist musikalische Weiterentwicklung schön.
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