Ein Joch des Folks, das irgendwie noch niemandem so richtig auffiel: Er bewegt sich auf einem relativ schmalen Grad – oft ist der Abstand nicht groß zwischen einem Gesang, der wunderschön gesäuselt das Herz berührt und einem, der Narkolepsieprobleme des Sängers evoziert. Oder zwischen solchen Arrangements, die durch ihren Minimalismus beeindrucken und jenen, die klingen, als hätten die Musiker schlicht aus Mangel an Kreativität immer den gleichen Akkord in ihre Gitarre geklöppelt.

Es ist interessant, wie Wye Oak scheinbar zwischen diesen Polen hin- und herspringen können wie kleine Mädchen, die Himmel und Hölle spielen. Zugegeben: Bands, die wie Wye Oak nur aus zwei Musikern bestehen, haben es auf diesem Gebiet sowieso schwerer, dennoch mutet es schon merkwürdig an, wie gerade die erste Hälfte von „Civilian“ („Two Small Deaths“, „The Alter“, „Holy Holy“) insbesondere bei den Strophen so wirkt, als hätte Jean Wasner beim Erledigen ihrer Steuererklärung die Vocals eingesungen, während Kollege Andy Stack einen Guitar-Hero-Song auf „Easy“ nachspielt.

Umso faszinierender ist es dann, wenn Wye Oak mit dem Titeltrack einen – bereits Anfang März – aussichtsreichen Kandidaten auf den „Song des Jahres“-Titel im Programm hat. Es mag am Text und Gänsehautzeilen wie I want to love you like my mother's mother's mother did liegen, aber es ist beeindruckend, wie die bisher stets so gemächliche Grundstimmung des Albums immer wieder in zerfetzten Gitarrenlinien zerbricht und auch die Drums so treiben wie an sonst kaum einer Stelle des Albums. Von solch einer Zäsur scheinbar geweckt, wundert es dann auch nicht, wenn sich „We Were Wealth“ noch einmal zu einem beinahe sakralen Dreampophit erhebt, bevor „Doubt“ die einzige Möglichkeit erkennt, um ein Album wie „Civilian“ zu beenden: Spärlich und fast ausschließlich auf Jean Wasners Stimme reduziert. Ob das nun matt oder begeisternd wirkt, mag als Open End hier stehen bleiben. Wye Oak können ja anscheinend beides.

Jan Martens

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