Rezension

Wrongkong

Wrongkong


Highlights: Sweat // Catch Up // Clearly Too Nice
Genre: Electrosoulpop
Sounds Like: LCD Soundsystem // Maps // Blondie // Róisín Murphy // Stella

VÖ: 16.05.2008

Wenn eine Band ihr Debüt, egal ob zwei ihrer Mitglieder bereits als Strike Boys für halbwegs Furore sorgten, als über eine Vereinigung der Musik von Arcade Fire, Pixies, My Bloody Valentine, Velvet Underground, Blondie und Giorgio Moroder hinausgehend beschreiben lässt, dann ist entweder Größenwahn oder ein neues Popwunder am Werk. Egal wie, gesunde Skepsis ist mehr als angebracht.

Um so mehr, als Wrongkong – großteils aus Nürnberg kommend – die Versprechen natürlich nicht einhalten. Wie auch. Immerhin trifft die Selbstbeweihräucherung stilistisch ins Schwarze. Irgendwo zwischen Dreampop, Indietronics und Ohrwurm-/Radio-Pop haben die vier Jungs und ihre Sängerin ein gelungenes, sogar ein viel versprechendes Debüt-Album abgeliefert. Die bewerbende Marktschreierei schadet dem Gesamteindruck nur.

Einer Wahrnehmung, die dominiert wird von Cyrena Dunbars Gesang. Expressiv, nicht ganz die Exaltiertheit einer Róisín Murphy erreichend, aber nah dran am gesanglichen Charakter einer Elena Lange von Stella, immer in Richtung poppiger Allgemeintauglichkeit tendierend, steht ihre Stimme im Mittelpunkt der knappen Stunde Musik. Darum zimmern die erfahrenen Produzenten Martin Kaiser und Tommy Yahmaha, die erwähnten Strike Boys, eine musikalisch vielfältige und vielschichtige atmosphärische Klangstruktur. Diese tendiert immer wieder mal zu den zur Selbstbeschreibung herangeführten Referenzen, mischt sie quer durcheinander, bleibt aber bei aller Variantenreichhaltigkeit meist in einem eher engen, gleich klingenden, scheppernden Popkanal. Das ist es dann auch, was das selbstbetitelte Debüt von Wrongkong auf Dauer von dreizehn Songs ziemlich anstrengend macht. Jedes Lied einzeln ist / wäre eine Bereicherung der persönlichen popkulturellen Hörerfahrung, doch ist es insgesamt zu viel des Guten – oder eben doch nur Mittelmäßigen.

OK, im Schnitt übersteigt das Album die Mittelmäßigkeit definitiv. Nicht nur ein traumhafter Popsong wie „Clearly Too Nice“ steht dafür. Doch ist auch er nicht der Hit, der die Band aus der Masse abhebt, wie es zum Beispiel MGMT dieser Tage schaffen, die außerdem so „schlau“ waren, ihr Debüt nach einer guten halben Stunde enden zu lassen. Sein aggressiver Beat führt „Quality Retriever“ zwar recht nah heran an diesen „Hit“-Charakter, aber auch hier reicht es nicht. Das Potential, das Produzenten, Sängerin und Mitmusiker auf ihrem Album präsentieren, ist enorm. „The Science Of Your Pleasant Dreams“ würde vermutlich nicht einmal auf Portisheads Zerstörung des Genres TripHop namens „Third“ fehl am Platze wirken. Aber es fehlt etwas. Die Qualität ist da, versickert jedoch im eigenen Anspruch. Bei aller Fokussierung des Projekts auf den großen, zumindest Indie-, Erfolg, kann niemand Wrongkong den Zuspruch nicht gönnen. Immerhin steigert sich das Album fast bis zum Ende, statt wie MGMTs „Oracular Spectacular“ nach der Mitte abzuflachen.

Oliver Bothe

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