Rezension

Wizo

Punk Gibt's Nicht Umsonst! (Teil III)


Highlights: Seegurke // Kohlenholen // Meine Wut // Dummensch
Genre: Punk
Sounds Like: Terrorgruppe // Die Kassierer

VÖ: 18.07.2014

Jetzt hat der Reunion-Wahn wohl endgültig auch die deutsche Punkszene im Griff. Aber das war ja abzusehen. WIZO hatten sich vor fünf Jahren schon einmal wieder zusammengetan, um auf ein paar Festivals zu spielen. An neues Material war damals noch nicht zu denken. Und auch fünf Jahre später kommt die neue Platte eher überraschend um die Ecke. Mit dem Mittelfinger in Richtung Musikindustrie stellten die Mannen um Axel Kurth ihr komplettes neues Album bei YouTube online – rund einen Monat vor der offiziellen Veröffentlichung auf CD. Das ist gegen den Trend und die Obrigkeit, das freut die Punks. Die Gesten sitzen also noch wie früher. Aber wie steht es denn 20 Jahre nach der Veröffentlichung von „UUAARRGH!“ mit dem Inhalt?

Wobei das Wörtchen „neu“ in Anführungsstrichen stehen sollte. „Punk Ist Nicht Umsonst! (Teil III)“ ist eher eine Kompilation von alten und neuen Ideen als ein komplett neues Studioalbum mit frischen Texten und Musik. Der geneigte Fan kennt dieses Vorgehen bereits vom Vorgänger „Anderster“, der auch nur aus altem Material zusammengestellt war. Wie man es von einer solchen Platte erwarten könnte, sind denn auch alle alten Bekannten dabei. Es gibt Lieder gegen braunes Gesindel, „Dummenschen“ und den Alltag, immerhin zwei Lieder, die das Wort „Scheiße“ im Namen tragen und auch der typische Bandhumor kommt nicht zu kurz. Lieder wie „Seegurke“, „Kohlenholen“ und auch „Kriminell Und Asozial“ sind tolle, absolut klassische WIZO-Stücke, die so auch auf einem der alten Alben hätten sein können. In „Meine Wut“ wird es auch mal akustisch, aber das kennt man mittlerweile schon von den Sindelfingern.

Dazwischen ist leider jede Menge Füllmaterial, auf das man genauso gut hätte verzichten können – auch das ist, wenn man ehrlich ist, nichts wirklich Neues im WIZO-Kosmos. Dass bei 19 Liedern nicht jeder Schuss ein Treffer ist, ist geschenkt. Man hätte die wirklich guten Stücke nur besser verteilen können – oder besser noch sollte man die Anzahl der Songs halbieren. Die Stücke mit den etwas fehl am Platz wirkenden Singalong-Teilen könnte man als Erstes streichen und dann diejenigen, die nach den ersten fünf Durchgängen immer noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Die Lieder mit Drumcomputer müssten dann aus Prinzip als Nächstes gehen. Andererseits gehören solche Dinge mittlerweile einfach dazu und überhaupt ist diese Rosinenpickerei genauso wenig Punk wie Handyklingeltöne, Bausparverträge – und Reunions.

Lisa Dücker

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WIZO - Seegurke
WIZO - Meine Wut

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