Rezension

Wive
Pvll
Highlights: Toast To Families // Lararvs and Dives // Attrition // Teethy
Genre: Melancholischer Pop
Sounds Like: A Whisper In The Noise // Vic Chesnutt // Clann Zú // Broken Records // Nick Cave & The Bad Seeds
VÖ: 08.02.2010

Normalerweise ist es ja müßig, Sondereditionen von Alben extra hervorzuheben, denn ein Problem, das limitierte Ausgaben so an sich haben, ist: Sie sind limitiert. Nun liegt aber „Pvll“ von Wive hier, vor mir auf dem Tisch. Eingenäht in schönes Leinen, nummeriert als 109/1000, hübsch verpackt. Das muss man quasi einfach hervorheben. Diese Detailverliebtheit hat man oft im Hause Exile On Mainstream, die auch schon mal Metall- oder Holzboxen sowie hundert Jahre altes Zeitungspapier zum Verpacken nehmen. Um ein wenig die Überleitung von der Werbung zur Rezension zu bekommen: In das Zeitungspapier eingewickelt war das letzte Album von A Whisper In The Noise und aus diesen sind Wive nun hervorgegangen. Nachdem nun also kurz die Geschichte zum Äußeren abgehandelt ist, kommen wir zu dem, was sich auf der silbernen Scheibe im Inneren der Verpackung befindet. Oder halt - noch kurz: Wive mögen scheinbar den Buchstaben „U“ nicht und haben diesen konsequent durch „V“ ersetzt. Warum auch immer.
Nun aber: „Toast To Families“ eröffnet den Longplayer. Ein seichtes Klackern, die sehr „auf traurig“ gestimmte Violine, der nicht minder nach gebrochener Hoffnungslosigkeit klingende Gesang – „Pvll“ scheint nicht unbedingt eine lebensbejahende Platte zu sein. Schnell wird klar: Wive bewegen sich in einem Genre, das sich möglicherweise irgendwann einmal unter dem Begriff „Rotweinmusik“ durchsetzen wird, schwer, zehrend, aber doch irgendwie schön. So bleibt es eigentlich nur dabei, besonders schöne Momente herauszugreifen, wie das dynamische „Teethy“ oder das wunderbare „Lazarvs And Dives“ und ein paar Schwachstellen aufzuzeigen, die erklären, warum „Pvll“ nicht Platte des Jahres wird, zum Beispiel „Langvage“ oder „Come And Join The Sea“. Nun, einige Stücke sind so gut, die muss man glatt zweimal erwähnen. Also: „Lazarvs And Dives“ ist so gefühlvoll, dass es auch Minuten, Stunden……….viel später noch im Kopf gefangen ist und beinahe den Rest der Platte überstrahlt - wäre da nicht „Attrition“, welches ebenfalls zu langer Beschäftigung zwingt und zwar mit der Frage: "Nach welchem Achtziger-Jahre-Song klingt das verdammt noch mal?" Die Melodiebögen des Gesangs wirken so bekannt, dass es eigentlich ein Cover sein muss. Ist es aber nicht. „Like A Prayer“ von Madonna und das nicht aus den 80ern stammende „The Night Starts Here“ von Stars sind bislang übrigens die Topreferenzen.
Wer es also trotz drei Monaten Dauerschnee und Kälte noch nicht geschafft hat, die passende Musik zum heimischen in-der-Wohnung-Verharren und träumen zu finden, dem sei „Pvll“ wärmstens empfohlen. Allen anderen eigentlich auch, denn: Auch wenn es bald (hoffentlich) wieder wärmer wird und die Welt ein ganzes Stück angenehmer ist, der Winter kommt wieder und damit auch die Momente, in denen man sich einfach mal zurücklehnen kann, um dieses Album genießen.
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