Rezension

Willis Earl Beal

Nobody Knows


Highlights: Coming Through // Ain't Got No Love // Everythin Unwinds // Too Dry To Cry
Genre: Soul // Funk // Rock // Gospel
Sounds Like: Myron & E // Robert Johnson

VÖ: 06.09.2013

Willis Earl Beal ist ein Niemand. So betitelt er sich jedenfalls selbst, aber nur in ironischem Zusammenhang mit seinem Albumtitel "Nobody Knows". Denn in Wirklichkeit ist er keinesfalls ein Niemand, sondern einer, der genau weiß, was er will, der seine Gefühle in tiefgehende Soul-Songs packt, der sich gerne mal a cappella den gesammelten Schmerz der Weltbevölkerung von der Seele singt. Das geht unheimlich nah. Live natürlich noch viel näher als über die beste Musikanlage, denn dann sieht man ihn vor sich: Mit seiner dunklen Sonnenbrille, dem "Nobody"-T-Shirt, der engen Blue-Jeans, den schweren, schwarzen Boots, die gerne auch mal als Rhythmus-Instrument eingesetzt werden, und seiner schwarzen "Nobody Knows"-Fahne.

Dass seine Musik so nahe geht, mag daran liegen, dass sie ehrlich und direkt ist, dass die Gefühle und Geschichten, von denen Beal singt, real und packend sind. Denn er hat schon einiges erlebt in den etwa 30 Jahren seines Lebens. Sein genaues Alter ist nicht bekannt, ebenso wenig die Umstände, die er durchleben musste, bis er im Heute angekommen ist. Nur so viel: Nach der High School wollte Beal zum Militär, wurde aber bald krank und stand nach Ausmusterung und Krankenhausaufenthalt mit nichts da. Kein Zuhause, keine Arbeit. Er musste sich irgendwie durchschlagen und fand seinen Weg zur Musik. Er besorgte sich ein billiges Aufnahmegerät, nutzte eine Karaoke-Box als Studio und begann seine Erlebnisse in Songs zu verpacken. Die CDs, die er mit seinem Material bespielte und mit seiner Nummer und der Bitte um einen Anruf versah, verteilte er an öffentlichen Orten in Albuquerque, New Mexico, wo er zu der Zeit lebte. Irgendwann wurde das Label Hot Charity auf ihn aufmerksam – seitdem nahm alles seinen Lauf. Sein Debüt "Acousmatic Sorcery" wurde erst im vergangenen Jahr veröffentlicht, schon jetzt folgt das Zweitwerk.

Der Mann steckt eben voller Ideen und Emotionen. Und er nutzt Soul, Gospel, Blues, R´n´B und allerlei Soundexperimente für sich, um diese auszudrücken. Seine Stimme steht dabei aber immer als wichtigstes Ausdruckswerkzeug im Vordergrund. Kraftvoll ist sie, rau, direkt und natürlich, auch gerne mal aggressiv, wie könnte es anders sein. Überraschend sind solche Momente, in denen sie zurückhaltend und ruhig wird, wie zum Beispiel in der Ballade "Everything Unwinds", oder aber geradezu fröhlich und optimistisch klingt, wie im Song "Coming Through", in dem er Cat Power als Gesangspartnerin zur Seite hat. Wenn ein "Niemand" es so weit bringt und ein Duett mit Cat Power singt, darf das aber auch gerne fröhlich klingen.

Marlena Julia Dorniak

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