Rezension

Wild Flag
Wild Flag
Highlights: Glass Tambourine // Romance
Genre: Rock // Pop
Sounds Like: Sleater-Kinney // Stephen Malkmus And The Jicks // The Kills
VÖ: 14.10.2011

Rock’n’Roll ist tot. Das sagen zumindest manche. Natürlich ist dem nicht so, wie unzählige Newcomer Jahr für Jahr beweisen. Energie allein – wie sie eben Neulinge im Geschäft häufig mitbringen – garantiert jedoch noch keine langfristige Qualität. Andererseits brauchen auch alte Hasen neuen Input, um Spannung und Qualität aufrecht zu erhalten. Genau dies führte dazu, dass die beiden Ex-Sleater-Kinney-Mitglieder Carrie Brownstein und Janet Weiss sich mit ihren alten Bekannten Mary Timony (Helium, The Spells) und Rebecca Cole (The Minders, The Shadow Mortons) zusammentaten.
Immer noch in der Findungsphase des richtigen Zusammenspiels veröffentlichen die vier nun als Wild Flag ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Zwischen Noise, Riot, Punk und klassischem R’n’R erklingt die Platte auf eine perfekte Art und Weise rotzig und melodiös, treibend und harmonisch. Jeder Ton der Platte verströmt die pure Spielfreude der Musikerinnen. Diese erlauben sich in der stilistischen Vielfalt des Albums, restlos ihren persönlichen Vorlieben zu frönen und diese in großartiger Form zu verbinden. „Glass Tambourine“ mag in seiner melodiösen Herrlichkeit und in seiner langsamen Rückkopplungs-Eskalation als perfektes Beispiel dienen. All das Gute des leicht punkigen, lärmenden Rock findet sich wiederum im hymnischen „Future Crimes“, wogegen sich die Albumeröffnung „Romance“ ganz im 1960er R’n’R verliert. Während die Virtuosität der vier Amerikanerinnen an ihren Instrumenten als selbstverständlich hingenommen werden kann – und Tasten- wie Saiten-Instrumente dennoch immer wieder aufhorchen lassen und beschwingen –, gründet ein Großteil des Reizes am Album im klaren, hymnischen Gesang und dessen häufigem vielstimmigen Harmonievortrag. Das wird in den ersten Stücken des Albums besonders deutlich.
Sicherlich, der hier präsentierte Rock ist nicht wirklich neu, manchmal fast fünfzig, häufiger fünfzehn Jahre alt. „Electric Band“ versetzt augenblicklich zurück in die tiefsten alternativ-rockenden 1990er Jahre. Das ändert aber nichts daran, dass die stürmische, sich überschlagende Energie eines Stücks wie „Boom“, die hypnotische Melodieführung von „Short Version“ oder allgemein der Spaß, den das Hören der Platte bereitet, dieses Album zu einer kleinen Perle machen, deren Einfallsreichtum beglückt und deren Energie begeistert.
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