Rezension
We Invented Paris
Catastrophe
Highlights: Kaleidoscope // A Lake In The Morning // Arsonist
Genre: Synthiepop
Sounds Like: Phoenix // LCD Soundsystem // Foals
VÖ: 25.08.2017
We Invented Paris standen bisher für abwechslungsreichen Gitarren-Indiepop. Davon hätte man sich durchaus mehr gewünscht. Stattdessen setzen Flavian Graber und seine Band jetzt auf Synthiepop. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.
"Catastrophe" wandelt nicht nur aufgrund der Instrumentalisierung auf Retropfaden. Die Songs stecken voller Anspielungen auf die 80er und 90er, wie beispielsweise das tolle und überraschende Hardrock-Riff im Thin-Lizzy-Stil in “Kaleidoscope”, welches als melancholisch ruhiger Electropopvertreter beginnt und sich nach und nach bis zum Spontangitarrensolo steigert. In der Albummitte sticht “Air Raid Shelter” positiv hervor, das starke Placebo-Anleihen besitzt und treibend hymnisch daherkommt. Unabhängig vom Aufbau der Songs liegt der Schwerpunkt auf Grabers Vocals, die wiederum in erster Linie auf Coolness setzen, wodurch feinfühlige und sanfte Töne eher spärlich gesät sind. Besonders misslingt das in “Touriste”, das sich wie eine englisch/französische Version von “Da da da” anhört und einfach nur nervt. Das anschließende “A Lake In The Morning” macht das sofort vergessen und ist ein Zwischenspiel, welches auch als Ausklang bestens funktioniert hätte, da es aus ruhigen Klaviertönen und Hintergrundgeräuschen besteht und deutlich mehr Emotionen transportiert als alles Vorangegangene. Da die beiden folgenden “When Did I Stop” und “Arsonist” auch mehr zu gefallen wissen als neun der ersten zehn Songs und den Spagat aus den alten “We Invented Paris” – mit gefühlvollem Gesang und Gitarrenklängen – hier einen homogenen Mix mit den Synthies finden, ist es allerdings gut, dass das Album nicht schon mit “When Did I Stop” geendet hat.
“Catastrophe” ist handwerklich sauber produziert und bis auf wenige Momente eine gelungene Hintergrundbeschallung. Für eine wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mangelt es aber an echten Reibungs- und Höhepunkten. Man muss es jedem Künstler zugestehen, andere musikalische Wege zu beschreiten. Wenn allerdings der Wunsch nach der Rückkehr zum alten Stil auch nach einigen Durchläufen des neuen Werkes überwiegt, spricht das eine deutliche Sprache.
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