Rezension
We Are Augustines
Rise Ye Sunken Ships!
Highlights: Chapel Song // Headlong Into The Abyss // Juarez // Philadelphia (The City Of Brotherly Love)
Genre: Indierock
Sounds Like: Frightened Rabbit // We Were Promised Jetpacks // Interpol // The National
VÖ: 02.03.2012
Manche Bands sehen sich selbst als Wissenschaftler. Andere wiederum halten sich selbst für einen (beziehungsweise DEN) Ozean. Insofern ist es gar nicht so abwegig, wenn ein neues, ungeheuer spannendes Indierocktrio sich selbst We Are Augustines nennt – denn auch wenn der Name eigentlich auf den Geburtsmonat der Bandmitglieder referiert, wirkt „Rise Ye Sunken Ships!“ so erdig und bodenverhaftet, dass man der Band aus Brooklyn wohl problemlos auch Mönch-artige Charakterzüge andichten könnte.
Insofern würde man We Are Augustines wohl spontan auch nicht der amerikanischen Hipsterquelle #1 zuordnen, sondern sie eher irgendwo im verregneten Schottland verorten – eben dort, wo auch kantiger, unprätentiöser Rock von Bands wie Frightened Rabbit oder We Were Promised Jetpacks ein Zuhause hat. We Are Augustines unterscheiden sich von diesen jedoch in mehrerer Hinsicht: Beispielsweise können Texte wie der von „Juarez“ wohl nur in einem Land entstanden sein, das so trostlose wie narrationsgeeignete Epochen wie die Dustbowl-Ära in seiner Vergangenheit aufweist.
Der größte Unterschied jedoch ist etwas, das jeder, der die Band jemals – beispielsweise zu unchristlichen Morgenzeiten auf dem Hurricane – live gesehen hat, sofort wird bestätigen können: die ungeheure Euphorie, Spiel- und Lebensfreude, die We Are Augustines auf so gut wie jedem Song von „Rise Ye Sunken Ships“ versprühen. In Songs wie dem perfekten Radiopopper „Philadelphia (The City Of Brotherly Love)“ mit seinen „Yeah“s und „Hey“s würde dies wohl selbst einem Gehörlosen allein durch die unvermeidbaren Reaktionen seiner Mitmenschen auf diesen Song auffallen, in „Juarez“ macht diese Energie einen Jahrzehntrefrain zu einem Jahrhundertrefrain und durch „Chapel Song“ kann man sich auch endlich vorstellen, wie Interpol klingen würden, wenn sie nicht jeden Tag mit dem falschen Fuß zuerst aufstehen würden.
Jetzt etwas wie „Brooklyn ist das neue Edinburgh“ zu behaupten, mag vielleicht noch etwas verfrüht sein – dennoch schön, dass auch so grundsympathische Rockarbeit aus dem potentiell etwas versnobten New Yorker Stadtteil kommen kann. Auch wenn es dort keine eigentlichen Augustinerstifte gegeben haben mag – vor We Are Augustines sollte man sich trotzdem zumindest respektvoll verbeugen.
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