Rezension

Wavves

King Of The Beach


Highlights: King Of The Beach // Idiot // Green Eyes // Post Acid // Super Soaker
Genre: Indie/Noise-Pop
Sounds Like: Animal Collective // Best Coast // No Age

VÖ: 30.07.2010

Eine Platte lebt grundsätzlich (auch wenn viele da an dieser Stelle widersprechen mögen) vom Sympathiewert, der sich im Laufe der Zeit für den Künstler herauskristallisiert hat. Eine mittelmäßige Scheibe kann daher nie Gefallen finden, wenn sie von einem egozentrischen, selbstverliebten Arschloch aufgenommen wurde. Dass "King Of The Beach" trotzdem eine so unfassbar tolle Platte geworden ist, muss nun wirklich rein an der musikalischen Brillanz liegen, an einer wie auch immer gearteten Sympathie für Kotzbrocken Nathan Williams kann es jedenfalls kaum liegen. 

Dass er sich nach seinem tollen zweiten Album "Wavves", benannt nach seinem Projekt selbst, einige Eskapaden leistete, in Interviews gerne mal den Nichtsnutzigen spielt und unter anderen Voraussetzungen auch sicher mal hier und da was auf die Fresse bekommen hätte, schmälert die Qualität des nunmehr dritten Albums kaum. Im Gegenteil, die Musik auf "King Of The Beach" hebt sich von den Sperenzchen seines Schöpfers ab, ist jugendlich angriffslustig, verspielt und dann doch auch ein klein wenig größenwahnsinnig. Williams hat das Ohr für die perfekte Dissonanz, die sich immer wieder zu einer unvergesslichen Melodie erhebt. Sein Gesang, das Gitarrengeschrammel, die schiefen Background-Vocals – kalkulierter Dilettantismus. Irgendwo zwischen Beach Boys, Animal Collective und Surf-Punk, kann man diese Noise-Pop-Platte getrost überallhin projizieren – von den Straßen Brooklyns bis hin zu den Stränden L.A.s. Das Longboard im Gepäck, die Trucker-Cap schief aufgesetzt und "King Of The Beach" auf dem iPod – das klingt nach einem Sommer-Trend. 

Textlich ist das Ganze natürlich äußerst pubertär gehalten und spiegelt den Habitus des Künstlers wider. Es stört allerdings nicht wirklich, denn irgendwie wissen Zeilen wie I'd say I'm sorry but it wouldn't mean shit der post-adoleszenten Seele in uns zu gefallen. Ich schätze, wir dürfen uns in besonderem Maße auf das Live-Erlebnis freuen, wenn das auch bedeutet, dass wir diese tolle Musik dann doch in direkter Verbindung mit diesem großen Unsympath erleben müssen. Was soll's, den Libertines hat es schließlich auch nicht geschadet.

Andreas Peters

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