Stellt euch folgendes vor: Ihr verbringt einen herrlichen Sommertag mit euren besten Freunden an einem See. Die Sonne brennt euch auf den Pelz, die Stimmung wechselt zwischen euphorisierend und melancholisch, denn jede dieser wundervollen Minuten, die ihr gemeinsam habt, gehört in dem Moment der Vergangenheit an, an dem sie vorüber gegangen ist. Doch ihr genießt die Zeit, der Wind weht die ersten Düfte des fast fertigen Grillfleisches zu euch hinüber, die kalten Bierflaschen klirren und ihr seid froh – über euch, euer Leben und die tollen Menschen um euch herum. Der leichte Sonnenbrand wird von vereinzelten Sandkörnern bedeckt und hinterlässt – zumindest für die nächsten Tage – ein bleibendes Souvenir dieses wunderschönen Sommertages. Und wenn ihr das nächste Mal zusammenfindet, seid ihr bereits älter – eine Woche, einen Monat, ein Jahr. Wen kümmert‘s?

„Within Without“, das Langspieler-Debüt des Blog-Hypes Ernest Greene und seinem Projekt Washed Out, ist die vertonte Version dieses Tages. Melancholischer Lo-Fi Pop, zurückgelehnt und alles um sich herum vergessend. Hierzu tanzen schöne Hipster-Mädchen auf dem Melt!-Festival und bewegen ihre von der Sonne angeschnörkelten Schenkel im Takt, tanzen Jungs mit einer Flasche Bier in der Hand ganz selbstvergessen und -verliebt vor sich hin. „Within And Without“ ist eine Sommerplatte für den seichten Hedonismus, den der Mensch verspürt, wenn es draußen wärmer wird. Greene verkörpert genau dieses Lebensgefühl und unterlegt es mit Synthieflächen, säuselt dann und wann ein paar Worte darüber und nimmt uns, scheinbar unangestrengt, eine 1a-Sommerplatte auf.

Und das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Ernest Greene seine ersten Gehversuche mit Laptop und Mikro im heimischen Schlafzimmer nur als Experiment betrachtete. Nun, das Experiment fand großen Anklang und der erste Langspieler war die logische Folge. Zur Aufnahme von "Within And Without" mietete sich Greene in ein kleines Häuschen am See ein, um dort einen organischeren und lebendigeren Sound hinzubekommen als zwischen Kleiderschrank und Matratze seines heimischen Schlafzimmers. Und das gelingt hervorragend. Zwischen 80er orientiertem Pop und ganz viel Psychedelic erinnert "Within And Without" an eine Melange aus Animal Collectives "Merriweather Post Pavillion" und TORO Y MOI und bringt das am See konservierte Gefühl der unendlichen Leichtigkeit des Seins direkt in unsere Hörmuscheln.

Andreas Peters

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