Rezension

Volcano Choir

Repave


Highlights: Tiderays // Comrade // Byegone
Genre: Indie-Rock // Folk // Post-Rock
Sounds Like: Bon Iver // Collections Of Colonies Of Bees // Modest Mouse

VÖ: 30.08.2013

Er ist überall. Ob nun mit Gayngs oder seiner neuen Band The Shouting Matches, als Kollaborateur von Kanye West und Anaïs Mitchell, als Produzent für Kathleen Edwards und die Blind Boys Of Alabama oder als Gastsänger auf den neuen Alben von Colin Stetson und Poliça – Justin Vernon denkt gar nicht daran, sich wieder in die einsame Waldhütte zurückzuziehen, in der er 2007 das bezaubernde „For Emma, Forever Ago“ aufnahm. Entsprechend müsste man den Bon-Iver-Barden eigentlich schon längst satt haben. Uneigentlich hat sich sein Name in den letzten Jahren jedoch vielmehr zu einer Art Gütesiegel entwickelt. Denn fast alles, was er anfasst, wird zu Gold. Volcano Choirs „Repave“, die zweite Frucht seiner Zusammenarbeit mit den Collections Of Colonies Of Bees, bildet da keine Ausnahme.

Spiegelte schon beim Erstling „Unmap“ das skurrile, aber doch irgendwie einnehmend-poetische Album-Cover das musikalische Kolorit dahinter ganz wunderbar wider, entpuppt sich auch das Meeresmotiv, das auf „Repave“ prangt, schnell als passendes Sinnbild für die Klangwelten, die Vernon und Co. hier schaffen. Denn die Art und Weise, wie das lediglich von einsamen Orgelklängen eröffnete „Tiderays“ immer mehr an Momentum gewinnt, indem es ein verträumtes Akustikriff in Dauerschleife abspult sowie Tempo und Dynamik allmählich anzieht, erinnert tatsächlich unweigerlich an eine langsam anrollende Welle, die immer gewaltiger wird und schließlich mit voller Wucht gegen die Küste kracht. Das bebende „Byegone“ tritt einen ähnlichen kleinen Tsunami los und ruft – wie schon der nahezu brunftig anmutende Gesang von Vernon und Kollegen in „Acetate“ – gar Assoziationen von Matrosen hervor, die sich auf turbulenter See gegenseitig Kommandos zurufen. Bei Songtiteln wie „Comrade“ und „Keel“ scheint das alles wohl auch kein Zufall zu sein.

Tatsächlich schimmert auf „Repave“ hier und da immer wieder ein wenig die „kämpferisch-torkelnde Seefahrereuphorie“ von Modest Mouse durch, wie es im Promotext zur Platte so schön treffend heißt. Im Vergleich zu den Indierockern aus Washington, aber auch gemessen am bisweilen befremdlich experimentellen Sound ihres eigenen Debüts, orientieren sich Volcano Choir auf ihrem Zweitwerk aber deutlich stärker an Post-Rock und traditionellem Folk. Musikalisch grandios arrangiert, bringt diese Mischung nicht nur tosend-frischen Wind in Vernons Repertoire, sondern beweist auch einmal mehr sein goldenes Händchen für außergewöhnliches Songwriting.

Paulina Banaszek

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