Rezension

Vetiver

The Errant Charm


Highlights: It's Beyond Me // Hard To Break // Wonder Why
Genre: Folk // Freak-Folk // Pop // Dream-Pop // Psychedelic
Sounds Like: Papercuts // Megapuss // The Acorn // Pentangle // Fairport Convention // Fleet Foxes // The Shins // The Head And The Heart

VÖ: 17.06.2011

Vielleicht hat es Andy Cabic, Kopf der kalifornischen Folkband Vetiver, selbst bemerkt: der Ansatz von „Tight Knit“, ihrem letzten Album, war nicht immer zielführend. Die dort versammelten Folkpop-Songs entpuppten sich zum Teil als leichtfüßige Ohrwürmer, aber es gelang Cabic nicht, nur stringente Popsongs auf diesem Album zu vereinen. Auf ihrem nun erschienenen Album „The Errant Charm“ gehen die Kalifornier daher etwas anders vor. Anstatt die Songs um eingängige Melodien herum aufzubauen, konzentriert sich die Band hier noch mehr auf das Erzeugen von Klangbildern und das Schaffen von Atmosphäre, anstatt beim Schreiben knapper Popsongs wieder an ihre Grenzen zu stoßen.

Man hat den Eindruck, als ob Vetiver dies gleich zu Beginn von „The Errant Charm“ klarstellen wollten. Mit „It's Beyond Me“ hauen die Kalifornier nämlich gleich mal einen Opener heraus, der fast sieben Minuten dauert und sich ganz gemächlich entfaltet. Mit jedem erneuten Durchlauf der sich endlos wiederholenden Akkordfolge erhält der Song eine neue Facette, wirkt runder und vollkommener. Vermehrt greifen Vetiver neben der klassischen Bandbesetzung auf elektronische Elemente zurück. So tragen die Synthesizer viel zur schwer fassbaren Atmosphäre des Albums bei, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Es ist nicht viel mehr als neue Klangfarbe, um die der Synthesizereinsatz Vetivers neue Songs bereichert. Auch wenn Vetivers neuer Ansatz dazu führt, dass nicht mehr einzelne Songs mit Hitpotenzial hervorstechen, so funktioniert ihre Musik im Albumkontext doch sehr viel besser als auf dem Vorgänger, der zwar eine ähnlich entspannte Stimmung verbreitete, aber bei weitem nicht so schwerelos dahinschwebte wie „The Errant Charm“.

Wenn einmal die Bandmaschinerie angeworfen ist, Bass und Schlagzeug ihren Groove gefunden haben, die Gitarren anfangen zu tänzeln und die Synthesizer die letzten Lücken schließen, gibt es für Vetiver kein Halten mehr. Für Andy Cabics unscheinbare, aber schöne Gesangsmelodien wird man erst mit der Zeit empfänglich. Zunächst einmal muss man begreifen, wie Vetiver in ihren Songs für Dynamik sorgen. Meist sind es nämlich nur feine Veränderungen, die verhindern, dass die Songs auf der Stelle stehen bleiben. Ob einem die neuen Vetiver gefallen, muss wohl jeder für sich entscheiden. Weniger Pop, dafür aber ein dichterer Sound und insgesamt ein bedachteres und feinfühligeres, jedoch auch unspektakuläreres Vorgehen beim Musizieren ist es, was „The Errant Charm“ ausmacht.

Kilian Braungart

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