Rezension

Valley Maker

Rhodendron


Highlights: A Couple Days // Light On The Ground // Baby, In Your Kingdom // River Bend My Mind
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Will Oldham // Bon Iver // Bill Callahan // Kurt Vile

VÖ: 12.10.2018

Schon allein der Gedanke daran, ein neues Valley-Maker-Album zu hören zu bekommen, legt einem einen Schatten übers Herz. Wer „Yes, I Know I've Loved This World“ von vor fünf Jahren kennt, weiß wieso. Es war ein Album, das so klang, wie das zugehörige Cover aussah: ein Spaziergang durch den düsteren Wald von Austin Cranes Innenleben, des Mannes aus South Carolina, der Valley Maker während des Studiums ins Leben gerufen hat. Seine Stimme grub sich, begleitet von einfacher aber origineller Gitarrenbegleitung, tief in die Gehörgänge, jede Silbe ging ihm mit so viel lethargischer Schwere über die Lippen, trug so viele Emotionen in sich, dass man unmöglich weghören und sie auch nicht mehr vergessen konnte. Nachdem die meisten Songs dieses Albums auf „When I Was A Child“ vor drei Jahren nochmals neu aufgenommen veröffentlicht wurden, liegt nun mit „Rhododendron“ das erste wirklich neue Album seit langer Zeit vor.

Mit „Rhododendron“ wagt Austin Crane den Schritt vom in sich gekehrten Bedroom-Folk hin zu größeren Arrangements und aufwändigerer Produktion. Das funktioniert bei den ersten beiden Songs des Albums, „A Couple Days“ und „Light On The Ground“ direkt so gut, dass man sich voller Erwartungen weiter in das Album hineintastet. Crane bewahrt sich auf diesen Songs die eindringlich-düstere Grundstimmung seiner Musik und erweitert harmonisch sein Spektrum mit zurückhaltender Bandbegleitung ohne ihren Kern und damit ihre Aussagekraft zu überlagern. Und natürlich ist da diese Stimme, die einen in ihrer Vertrautheit direkt wieder zutiefst berührt. Schade ist allerdings, dass die nachfolgenden Tracks fast ein wenig belanglos wirken, weil ihnen die Schwere und Prägnanz abhanden kommt, die Valley Maker sonst doch ausmachen. Zu gewöhnlich klingen diese Stücke im Vergleich, gut arrangiert und gefällig, aber ohne die Konsequenz und Direktheit, die man an Austin Cranes Musik so schätzt.

Erstaunlicherweise wirkt „Rhododendron“ aber fast so, als ob sich im Verlauf des Albums ein Erkenntnisprozess einstellt und Austin Crane wieder zu seinen eigentlichen Stärken zurückfindet. „Baby, In Your Kingdom“, das verzweifelt versucht, sich gegen die Sogkraft seiner tieftraurigen Mollakkorde zu wehren, treibt einem schon fast Tränen in die Augen. Das abschließende „River Bend My Mind“ entpuppt sich in seiner Zurückhaltung als heimliches Album-Highlight. Es kann einen unmöglich kalt lassen, wie Austin Crane schon fast im Sprechgesang kurz davor ist, mit zitterndem Timbre die Stimme zu verlieren. Man versteht im Zusammenhang des Albums, warum Valley Maker auf diesem Album neue Dinge ausprobieren, und wer will schon hören, dass das Altbekannte das Beste ist, was man zu bieten hat? Doch bei Valley Maker ist das tatsächlich ein bisschen so, man könnte fast sagen: je trauriger, desto besser.

Kilian Braungart

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