Rezension

Unbunny

Moon Food


Highlights: Landslide // Young Men Are Easy Prey // Straw On A Camel's Back // Loose Wire // February Secret
Genre: Singer-Songwriter // Folk-Rock // Indie
Sounds Like: Neil Young // Magnolia Electric Co. // Mojave 3 // Neutral Milk Hotel // Elliott Smith

VÖ: 30.04.2010

Alles hinter sich zu lassen, die Welt zu erkunden – es ist eine romantische Vorstellung, die nicht selten in Songs verarbeitet wird. Im Falle von Jarid del Deo, dem Mann, der sich hinter dem seltsamen Namen Unbunny verbirgt, bekommt das Bild jedoch eine dunklere Färbung. Schon sein ganzes Leben ist er auf der Suche. Zwischen New England und den Rocky Mountains war er schon so gut wie überall zu Hause, wenn man bei ihm überhaupt von einem Zuhause sprechen kann. Sein momentaner Wohnort soll Florida sein, doch nichts ist gewiss bei diesem Mann.

Bereits sechs Jahre ist es her, seit er sein letztes Album „Snow Tires“ schrieb. Del Deo ließ sich weitertreiben und lief Gefahr, sich komplett zu verlieren. Doch zum Glück hat er genug Leute um sich, die an ihn glauben – nicht zuletzt das Hamburger Label „Affairs Of The Heart“, das es ihm ermöglicht, auch uns in Europa an seiner Musik teilhaben zu lassen. „Moon Food“ heißt dieses Album, das gerade einmal eine gute halbe Stunde dauert und im ersten Moment so klingt, als ob del Deo diese Songs mal eben im Vorbeigehen habe liegen lassen. Hinter der rotzigen Lo-Fi-Fassade verstecken sich jedoch zehn Songs, die man früher oder später in sein Herz schließen wird. Del Deo steckt alles was er hat in diese Stücke, die meist so persönlich und intim gehalten sind, dass es weh tut. Wo auch immer er sich gerade herumtreiben mag, diesen Rückzugsort kann ihm niemand nehmen. „I’m going down like a landslide / and there is nothing left here to hold me“, singt er im eingängigen Opener des Albums – so einfach und eindrücklich ist del Deos Lyrik. Stilistisch stark an den frühen Neil Young erinnernd, besitzen diese Songs dennoch eine ganz eigene Färbung. „Young Men Are Easy Prey“ schleppt sich erschöpft ins Ziel, „Winning Streak“ entpuppt sich als weit düsterer, als der Titel vermuten lässt und das verstimmte Klavier, mit dem Unbunny ihren Song „Loose Wires“ unterlegen, unterstreicht hervorragend die Stimmungslage des vom Leben gebeutelten Songwriters.

Dieses bedrückende Album dann mit „February Secret“ zu beenden, einem Song über Selbstmordgedanken, verregnete Tage und einsame Leuchtturmwächter, ist sicherlich die beste Wahl, um einen nach dieser aufreibenden halben Stunde verstört zurückzulassen. Doch die E-Gitarre bleibt auf Kurs und lässt sich nicht unterkriegen von all der Schwermut. Und auch für Jarid del Deo geht es weiter, ganz bestimmt.

Kilian Braungart

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