Rezension

U.S. Girls

Heavy Light


Highlights: Overtime // And Yet It Moves / Y Se Mueve // Woodstock '99
Genre: Pop // Indie
Sounds Like: Let's Eat Grandma // Julia Holter

VÖ: 06.03.2020

U.S. Girls, ein Projekt der Kanadierin Meghan Remy, beeindruckt spätestens seit der letzten Platte „In A Poem Unlimited“ die KritikerInnen. Nachdem uns das Album noch durch die Lappen gegangen ist, sollte uns das mit „Heavy Light“ nicht passieren. Pop, irgendwo ein wenig Indie, beeinflusst von etlichen Musikstilen von Soul über die „Riot grrrl“-Bewegung. Was erstmal klingt, als sei es ein undurchsichtiges Durcheinander, verbindet sich auf „Heavy Light“ zu einem unaufgeregten, spannenden und experimentierfreudigen Nachfolger von „I A Poem Unlimited“.

Schon bei „4 American Dollars“ wird man durch leichte Disco-Klänge direkt in eine positive Grundstimmung versetzt, während Remy für sich mit dem Kapitalismus abschließt. Diese Ebene verlässt sie auch in „Overtime“ nicht, in welchem die Kanadierin sich mit unbemerktem Alkoholismus auseinandersetzt. Musikalisch erinnert „Overtime“ mit den seichten, repetitiven Drums und dem choralen Gesang dabei ein wenig an Michael Kiwanuka. Diese Vielfalt zieht sich durch das gesamte Album, mal ruhig und reduziert, mal ausufernd und tanzbar, immer jedoch mit dem Gefühl für schöne Melodien. Getrennt wird das Ganze durch die drei Interludes, die Remy mit ihren Studiomusikern aufgenommen hat und die zwischen den Stücken reinigend dienen sollen. Allgemein sagt Remy selbst, dass es ihr wichtig war, Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. Bestes Beispiel ist hierfür „Woodstock '99“ in dem Remy ein Treffen mit einem Freund beschreibt und dabei zwei historische Ebenen, den Song „Mac Arthur Park“ aus den 1960er Jahren und Woodstock 1999, auf die Gegenwart und ihr Treffen in der Wohnung am Mac Arthur Park bezieht.

Und so ist „Heavy Light“ ein durchdachtes, experimentelles Pop-Album, das verschiedenste Ansätze und Ideen vermengt, ohne dabei orientierungslos zu wirken. Im Vergleich mit „I A Poem Unlimited“ ist es zwar weniger hitlastig, wirkt dafür noch ein wenig runder. Ein passender Entwicklungsschritt in der Bandgeschichte, den die Fans hoffentlich zu schätzen wissen.

Lewis Wellbrock

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