Rezension

Ty Segall & White Fence

Joy


Highlights: Good Boy // A Nod // Do Your Hair // My Friend
Genre: Fuzz-Rock // Art-Garage // Pop-Punk
Sounds Like: Ty Segall // White Fence // The Oh Sees // King Gizzard & the Lizard Wizard

VÖ: 20.07.2018

"Ty Segall ist talentierter als Justin Bieber!“, ist in einem YouTube-Kommentar unter dem Commercial-Video fürs neue Album „Joy“ zu lesen. Ist das jetzt ein Kompliment oder eine Degradierung, mit Justin Bieber verglichen zu werden? Genauso populär wie Bieber ist Segall definitiv nicht, aber dafür in seiner Art wesentlich kreativer und geschäftiger. Und dann ist da ja noch dieser White Fence, alias Tim Presley, der auch das Seine zum neuen Kooperationsalbum beisteuert. Die beiden hatten 2012 bereits gemeinsame Sache gemacht und „Hair“ herausgebracht. Zwei umtriebige Gestalten im Indie-Business: Tim Presley hat seit 2010 als White Fence sechs Studioalben, zwei Live-Alben und Kollaborationsalben mit Ty Segall und Cate Le Bon herausgebracht, ist oder war Mitglied in Bands wie Nerve Agents, Darker My Love und The Fall; Ty Garrett Segall hat in den letzten Jahren zehn Soloalben, einige EPs und zudem Kollaborationsalben veröffentlicht. Er macht ebenfalls in mehreren Bands Musik, unter anderem mit Broken Bat, Fuzz und Gøggs.

Nun haben die beiden sich also wieder zusammengetan und ein gemeinsames neues Album erschaffen. „Joy“ klingt (auch wenn diese Assoziation abgedroschen wirkt) nach jeder Menge Spaß. Jamsessions innerhalb der Songs, zwischendurch mal das totale Durcheinander, Songs, die zu kurz sind, um als Songs durchzugehen. „Joy“ ist Spielplatz zweier hyperaktiver Musiker, die von einer Idee zur nächsten rennen und das gerade noch geliebte Spielzeug hinter sich schmeißen, um auf das nächste Gerüst zu klettern. „Rock Flute“ zum Beispiel ist ein 29 Sekunden langer Track, bestehend nur aus schiefsten Tönen und kratzigen Geräuschen. Im Anschluss an dieses Interlude kommt „A Nod“, das beschaulich poppig erklingt, mit Melodien und Harmonien, freundlichem Gesang und aufmunterndem Getrommel. Es endet mit den Worten „I want to believe in me!“. Eine Hymne, die den Glauben in die eigene Person stärkt. „Other Way“ wird von Hundegebell und -geknurre eingeleitet, das vielleicht gar nicht von einem Hund stammt, sondern davon, wie jemand einen Hund spielt. Der Song klingt nach Punk und Geschräbbel und endet schon nach 1:45 Minuten wieder. Aber hey, es folgen ja dann noch thematisch passende 17 Sekunden mit dem Titel „Prettiest Dog“. Der Track ist so kurz, dass ihn der LastFm-Scrobbler nichtmals als Song erkennt und einfach ignoriert. Das ganze Album bringt 15 Songs in gerade Mal 30 Minuten unter.

„Joy“ klingt, als ob sich zwei zum Spielen verabredet hätten und dabei zufällig ein Album entstanden ist. Es macht Freude, den musikalischen Quatsch, der dabei herausgekommen ist, anzuhören und lässt die Indie-Pop-Songs, die zwischendurch plötzlich auftauchen, noch besonderer wirken, als wenn sie sich in einer Reihe von Justin-Bieber-überproduzierten Pop-Perlen befinden würden. Aber vor allem macht es Lust, selbst Freund*innen einzuladen, um gemeinsam zu jammen und zu spielen.

Marlena Julia Dorniak

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A lot of "JOY"

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Bye-Bye



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