Rezension

TV On The Radio

Return To Cookie Mountain


Highlights: I Was A Lover // Hours // Wolf Like Me // Tonight
Genre: Unknown
Sounds Like: The Rapture // Broken Social Scene // Radiohead // Interpol // Bloc Party

VÖ: 30.06.2006

Eines vorweg, um lange Gesichter zu vermeiden: Wer von dieser Rezension erwartet, dass sie der Großartigkeit des Albums tatsächlich gerecht wird, könnte enttäuscht werden. Das liegt aber vielmehr an der Tatsache, dass "Return To Cookie Mountain" unfassbar großartig ist, als daran, dass sich der Autor keine Mühe gegeben hätte.

Mühe gegeben haben sich nämlich ganz offensichtlich auch TV On The Radio, eine Gruppe von mindestens drei New Yorkern, die schon immer etwas anders war. Man erinnere sich an das Debütalbum "Desperate Youth, Blood Thirsty Babes", das mit der wohl kränksten Saxophon-Melodie aller Zeiten begann und auch sonst nicht viel Wert auf Eingängigkeit legte. Und es trotzdem oder gerade deswegen war. Bedenkt man diese Ausgangssituation, ist das einzig nicht Überraschende am neuen Album die Feststellung, dass es voller Überraschungen steckt.

Bereits der erste Song macht unmissverständlich klar, dass es bei TV On The Radio vor allem um ständige Veränderung geht: I was a lover before this war. Zugrunde liegt ein Beat, dem man einfach nicht widerstehen kann, eine Sitar erklingt, plötzlich geschieht ein Wechsel zum Klavier als tragendes Instrument, und wieder zurück. Auch mit dem Gesang ist das so eine Sache. Insgesamt sind auf "Return To Cookie Mountain" immerhin sechs verschiedene Sänger und Sängerinnen beteiligt, darunter auch einer, der mittlerweile dafür bekannt ist, bei seinen Lieblingsbands mitzuwirken. Die Rede ist von niemand geringerem als David Bowie, der auf "Province" seinen Teil zum Meisterwerk beisteuert. Wie schon bei "I Was A Lover" spielt Mastermind Dave Sitek hier den Großteil der Instrumente und verleiht dem Lied eine einzigartige, nächtliche Atmosphäre, die noch am ehesten an die ebenfalls aus New York kommenden Interpol erinnert. Wirklich treffende Vergleiche zu finden, gestaltet sich jedoch unvergleichlich schwierig. Aber es reicht eigentlich, wenn jeder weiß, dass er diese Platte haben muss.

Jeder muss diese Platte haben.

Verstanden? Nein? Es gibt selbstverständlich noch mehr Argumente, um eventuelle Zweifler zu überzeugen. Da wären zum Beispiel "Blues From Down Here", das ein wenig nach Modest Mouse klingt, sowie die Halb-Ballade "Tonight". Oder "A Method" und "Dirtywhirl", deren Melodien und Harmonien einen an die Beatles bzw. die Beach Boys an ihren besten Tagen denken lassen. Oder der absolute Höhepunkt "Wolf Like Me", schneller als der Rest, und mit einer treffenden Schlusszeile. We're howling forever. Für immer. Dieses Album ist für die Ewigkeit.

Mario Kißler

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