Sprechen wir nicht über das Cover. Zäumen wir das Pferd lieber von hinten auf. Denn die einnehmendsten sechseinhalb Minuten auf dem Debüt des kanadischen Synthgoth-Duos Trust bildet ohne Zweifel der so trefflich unpassend benannte Albumcloser „Sulk“. Schmollen scheint diese unwiderstehliche Dance-Hymne nämlich selbst den miesgelauntesten Tanzmuffeln völlig unmöglich zu machen. So lässt sie selbst hartnäckig vorgezogene Unterlippen mit der Zeit spurlos verschwinden, weil die Mundwinkel nahezu unbemerkt, aber dezidiert nach oben ziehen, und auch verschränkte Arme überkommt irgendwann der unbändige Drang, sich zu befreien und sich dem hypnotischen Rhythmus hinzugeben.

Derart zutraulich geben sich Robert Alforn und Austra-Schlagzeugerin Maya Postepki auf ihrem Erstling aber nur selten. Bis auf das nicht minder hinreißende „Dressed For Space“ mit seinen entrückten Trance-Anleihen kommt nämlich kaum ein Song so leichtfüßig daher. Vielmehr steht mal melancholischer („Candy Walls“), mal fauchender („Bulbform“), aber stets sehr düsterer und immer wieder an die Kollegen von den Crystal Castles erinnernder Elektrogoth mit Industrial- und Dark-Wave-Einschlägen auf dem Programm. Gepaart mit Alforns schaurig-schummrigem Gesang kann das auf musikalisch eher zartbesaitete Gemüter durchaus befremdlich wirken – wovor einen besagtes Albumcover wohl schon warnen sollte.

Wer „TRST“ aber ein wenig Vertrauen schenkt und sich von Stimme und Artwork nicht sofort abschrecken lässt, wird am Ende nicht nur mit eben jener wunderbaren Anti-„Sulk“-Perle belohnt, sondern entdeckt hinter der Goth-Fassade auch über das gesamte Album hinweg immer wieder durchschimmernde Ohrwurmmelodien und fordernde Rhythmen, die Sehnsucht nach einer Kopfhörerparty in einem kühlen, dämmrigen Klub schüren. Denn man spürt einfach instinktiv: So richtig genießen kann man diese Songs erst selig torkelnd durch die Dunkelheit.

Paulina Banaszek

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