Rezension

Tropics

Rapture


Highlights: Blame // Rapture
Genre: Chillwave // Dreampop
Sounds Like: SOHN // Washed Out // Toro Y Moi // Neon Indian

VÖ: 20.02.2015

Chillwave – das klingt erstmal wie das Unwort des Jahres und Bands, die diesen Genrestempel aufgedrückt bekommen, sind in der Regel auch nicht besonders glücklich darüber. Dennoch hat sich der Begriff als Synonym für synthesizerlastigen Downtempo-Ambient-Pop etabliert. Und Chris Ward alias Tropics wäre die perfekte Galionsfigur. Während andere Referenzen wie Washed Out, Neon Indian und Toro Y Moi teils durchaus tanzbar sind, eignet sich "Rapture" tatsächlich primär zum Entspannen. Daran ändern auch die eher genreuntypisch glasklaren, ungefilterten Vocals nichts.

Das Vertrauen in die eigene Stimme musste sich Ward erst in zahlreichen Liveauftritten erarbeiten. Schon der nachdenkliche Opener "Blame", der mit seinen tiefen Basisakkorden stark an SOHN erinnert, kann aber die meisten Bedenken hinsichtlich der Stimme zerstreuen. Nur etwas mehr Abwechslungsreichtum beim Austüfteln der Gesangsmelodien hätte bestimmt nicht geschadet. Dennoch merkt man an der bewusst reduzierten Instrumentierung und den stimmig gesetzten Akzenten, dass Chris Ward, schon seit Kindheitstagen Multiinstrumentalist, sein Handwerk versteht.

Genau diese Konstruiertheit ist gleichzeitig der wohl größte Kritikpunkt an "Rapture". Denn die unaufdringlichen sphärischen Klänge verströmen zwar eine wohlige Atmosphäre, ein emotionales Feuerwerk sieht aber deutlich anders aus. Vielleicht würde es helfen, wenn die Songs konsequenter zum Punkt kommen würden, anstatt im Zweifel lieber nochmal eine Schleife um sich selbst zu drehen. Strukturwechsel wie im Titelsong "Rapture", den die Percussion auf der Zielgeraden nochmal aus der Reserve lockt, sind leider zu spärlich gesät. Im Prinzip ist das einladende, gut gemachte Hintergrundmusik für das nette Café um die Ecke, in dem man gerne auch etwas länger bleibt. So weit, sich an der Theke nach dem Soundtrack zu erkundigen, wird man bei "Rapture" aber eher nicht gehen.

Johannes Neuhauser

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