Rezension

Trailer Trash Tracys

Ester


Highlights: Wish You Were Red // Dies In 55 // Black Circle // Starlatine
Genre: Shoegaze // Indie // Kaleidoskop
Sounds Like: Young Marble Giants // Forest Swords // Asobi Seksu

VÖ: 13.01.2012

Es gibt nicht viele Gründe, warum Suzanne Aztoria und ihre drei Mitstreiter dieses Jahr nicht zu den Gewinnern zählen sollten. Einer ist der Name ihrer Band: wer interessiert sich schon für eine Band namens Trailer Trash Tracys? Zudem ist ihr prismatischer Shoegaze-Pop vielleicht nicht so eingängig und haftet nicht so in der Erinnerung, dass Hipsterhausen sofort darauf anspränge. Ab davon ist „Ester“ ein (fast) frühestmöglicher Höhepunkt des jungen Jahres 2012.

Wenn hier gerade das Debütalbum als Shoegaze eingeordnet wurde, ist es doch eigentlich deutlich mehr. Einerseits ist „Ester“ natürlich Dreampop im Sinne von The Jesus And Mary Chain oder Asobi Seksu, andererseits durchfährt die zehn verqueren Ohrwürmer des Albums auch jener verdubbte Post-Punk-Geist, wie er in den Stücken der Young Marble Giants zu finden ist oder wie ihn die Peaking Lights im vergangenen Jahr veröffentlichten. In dieser dubbigen, schuhstarrenden Wavedunkelheit verbinden die Trailer Trash Tracys ihre poppig-melodische Eingängigkeit mit dissonant Experimentellem. Fälschlich vereinfachend formuliert, herrscht im Kaleidoskop der Arrangements nahezu Chaos, während darüber und hindurch Suzanne Aztorias Gesang schwebt und alles gut und ordentlich erscheinen lässt. Einerseits singen hier die Gitarren und entstehen verzerrt verlockende Hymnen wie „Candy Girl“ oder „Strangling Good Guys“, andererseits schafft die Band verstörend vertrackte Tracks wie „Los Angered“, „Starlatine“ oder „Black Circle“. Gelegentlich erscheint es selbst, als ob der analoge Lo-Fi-Charakter der Stücke die Band als nächstes in elektronisch clubbige Gefilde führen könnte.

So entsteht „Ester“ als aus der Zeit gefallenes Pop-Album, dessen Wohlklang ebenso verträumt wie bedrohlich erscheint, dessen selbstverständliche, davon schwebende Harmonien immer durch Störelemente in die Realität zurückgeholt werden. Die Größe des Albums wächst in diesem Kontrast über pur bezaubernden Dreampop hinaus. Das Album bestätigt somit nicht nur die Faszination der 2009er Debütsingle „Candy Girl“, sondern erhebt die Trailer Trash Tracys in die Kategorie der großen Hoffnungen oder zukünftigen Lieblingsbands.

Oliver Bothe

Hören


Stream in der Domino Record Co Soundcloud

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!