Rezension

TLC
TLC
Highlights: Aye MuthaFucka // Way Back // Perfect Girls
Genre: HipHop // R'n'B
Sounds Like: Aaliyah // Kelix // Rihanna // Missy Elliott
VÖ: 30.06.2017

Die Veröffentlichung von TLCs selbstbetiteltem neuem Album wirft erneut die Frage auf, die bereits die Crowdfunding-Kampagne für dieses “finale” Album begleitete: Wer braucht das fünfzehn Jahre nach dem letzten Album? Allerdings ist das natürlich eine komplett falsche Frage, denn solange Kunstschaffende ihrer Kreativität nachgehen wollen, sollen sie das natürlich tun. Dies gilt umso mehr, wenn die Karriere – wie im Fall von TLC – durch den Tod eines Bandmitglieds ungewollt ausgebremst wurde.
In der Beschreibung ihrer Kickstarter-Kampagne betonen die verbliebenen Mitglieder Tionne "T-Boz" Watkins und Rozonda "Chilli" Thomas, sie wollten dem ‘klassischen’ TLC-Klang treu bleiben. Tatsächlich verweigern sie sich weitgehend einem zeitgenössischen R’n’B- oder Rap-Stil. Ohne Lisa "Left Eye" Lopes Raps fehlt zwar ein Teil des charakteristischen Stils, aber dennoch klingt “TLC” in manchen Teilen unverwechselbar.
Das Album ist ganz offensichtlich mit klassischem Klang und Nostalgie der Hörer im Hinterkopf strukturiert worden. “No Introduction” ist keine Einführung und versucht dennoch gleich zu Beginn, an die mitreißenden Momente der Band anzuschließen. Mit Hilfe eines, der eben so lang im Geschäft ist wie die Band selbst, schließt sich “Way Back” im typischen Früh-1990er Swagger an - die Unterstützung kommt hier von Snoop Dogg. In “Perfect Girls” zeigen TLC wiederum, dass ihnen immer auch die Botschaft wichtig war: “Perfect girls ain't real… // They hide who they are inside” und “You are beautiful inside // Don't you let 'em steal your pride' // You should learn to live your life // For yourself, no one else.”
Zumeist jedoch fehlt diese Eindeutigkeit und die Platte klingt nach typischer End-1990er oder frühe 2000er ‘Black Music’ – wie es deutsche Radiostationen damals gerne nannten. Aber selbst dies ist in diesem Zusammenhang keine negative Bewertung. Vielmehr muss dies über weite Strecken der Platte als Lob gelesen werden. Dem Zeitgenössischen gibt sich die Band höchstens vielleicht in “Scandalous” wirklich hin, und selbst da muss gefragt werden, ob die beiden dabei nicht einfach in ihre eigenen Fußstapfen treten. An anderer Stelle – dem Earth, Wind & Fire und Bobby Hebb zitierenden “It's Sunny” – klingen TLC sogar fast mehr nach Spice Girls oder Britney Spears. Aber auch das ist vielleicht kein Zufall, denn Teenie- und Twen-Girl-Power sowie R’n’B der späten 1990er beeinflussten sich musikalisch durchaus.
Wer eine Revolution oder ein spektakuläres Meisterwerk erhofft haben sollte, wird von “TLC” erwartungsgemäß enttäuscht. Aber auch diejenigen, die sich ein vollkommen nostalgisches Revival erwünschten, werden nicht auf ihre Kosten kommen. Wer aber beides nicht unbedingt braucht und einfach ein bisschen nostalgisch in klassischen R’n’B-Klängen schwelgen will, dem kann das Album viel geben.
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