Rezension

Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band

13 Blues For Thirteen Moons


Highlights: -
Genre: Post-Rock
Sounds Like: Godspeed You! Black Emperor // Do Make Say Think // Set Fire To Flames

VÖ: 14.03.2008

Eines vorweg: A Silver Mt. Zion sind laut geworden, auf ihrem neuen Album. Minutenlange Violinsoli sind auch nicht mehr vorhanden, der Sound hat sich im Vergleich zu den ersten Alben so sehr gewandelt, dass ein Vergleich mit diesen eigentlich fehl am Platze ist. Aber dennoch, A Silver Mt. Zion werden immer an ihren ersten Alben, noch mehr aber an ihrer Vorgängerband Godspeed You! Black Emperor gemessen werden. Ich werde versuchen, weitestgehend darauf zu verzichten, so ganz wird es mir aber auch nicht gelingen.

Es fängt ja schon an. Abends / nachts, auf dem Heimweg, lange S-Bahn-Fahrten. Der Abend klingt aus, A Silver Mt. Zion klinken sich ein. Mit eben jenen Songs, instrumental, episch. Minutenlange, weinende Violinen lassen die Außenwelt wie im Zeitraffer vorbeiziehen.

Immerhin das Epische ist geblieben auf „13 Blues For Thirteen Moons“. Abgesehen von den 12 Stücken, deren Länge zehn Sekunden nicht übersteigt, weist die Tracklist für die eine Stunde des Albums genau vier Songs auf, jeweils zwischen 13 und 16 Minuten lang.

Es geht also los. „1,000,000 Died To Make This Sound“, Vier-Minuten-Choräle der Band, erst kaum hörbar, dann immer lauter werdende Gesänge, mit einem mal hereinbrechend, kurz nur, eine Violine, dann schließen sich die übrigen Instrumente an. Man spielt keine Soli mehr in diesen Liedern, es heißt jetzt immer: alle oder keiner. Die sieben Mitglieder der Band vertonen hier das Chaos, die Verzweiflung und auch die Wut, die eben dazu führt, diesen Song genau so zu nennen. Die zwei Gitarren der Band bilden den kongenialen Gegenpart zu den in ungeahnte Höhen und Tiefen abgleitenden Violinen, das Schlagzeug sorgt für nötige Brüche. Obwohl jedes der Bandmitglieder singt, sticht vor allem Efrim Menucks Stimme hervor, die für viele sicher gewöhnungsbedürftig ist, in ihrer Schrägheit und Gequältheit aber zum Instrumentellen passt.

Das Booklet. Gekritzel. Manchmal unterstrichene, kaum lesbare Texte. „Blackout On The Terror Trials = It`s The 6th Year Of Their Wars“. “13 Blues For Thirteen Moons” macht dort weiter, wo der letzte Song aufhörte. A Silver Mt. Zion vertonen weiter die Verzweiflung dieser Welt, nur lassen sie es diesmal krachen. Wo auf alten Alben bislang Resignation herrschte, zeigt sich nun die Unordnung der Katastrophe. Immer wieder „I Just Want Some Action“, flehend den Untergang der Welt besingend. Und doch, mitten im Krach auf einmal eine einzelne Gitarrenlinie, die sich, unterstützt von leisem Gezupfe, ihren Weg durchs Dunkel bahnt. Hoffnung? Vielleicht. „Let It Come Down, Let It Be Soon“. Am Ende steht ein Neuanfang.

Eigentlich wäre es nicht erforderlich gewesen, die eine Stunde, die das Album dauert, noch in Songs aufzuteilen, so sehr ergibt sich alles als Ganzes. „Black Waters Blowed/ Engine Broke Blues“ beginnt einsam. Menuck und eine Violine, vielleicht ein Cello. Eine Gitarre, die diese Einsamkeit beendet, bis schließlich einfach nur noch Krach erzeugt wird. Von allen gemeinsam, so lange wie nötig ist, bis wieder ein roter Melodiefaden ausgemacht werden kann. In diesem Stück ist erkennbar, wie viel Herzblut der Musiker in diesen Liedern und Texten steckt. Nach dieser schweren Kost kommt „BlindBlindBlind“ scheinbar leise daher, auf ruhigen Pfaden könnte es fast einlullen mit seiner Behäbigkeit, dem Rückschritt, der Entschleunigung. Eine knappe Viertelstunde wird so, aber auch aufbrausend-erhebend vergehen, ehe die Worte „… But Some Hearts Are Still True…“ das rote Herz im Booklet ummanteln, um auf das Morgenlicht.

Diese Platte ist weder einfach, noch leicht zu genießen, zum nebenher Hören denkbar ungeeignet. Zu einnehmend ist diese Mischung aus Weltschmerz, Dissonanz und dann doch wieder wundervoll hoffnungstragenden Momenten. Ein Meisterwerk des schweren Gemütes, zum allein Einschließen und die Welt vergessen.

Klaus Porst

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