Rezension

The World/Inferno Friendship Society

Red Eyed Soul


Highlights: Brother Of The Major Of Bridgewater // Only Anarchists Are Pretty // Me Vs. Angry Mob // Paul Robeson
Genre: Bizarrcharmanter Ska-Rock'n Roll-Orchesterpunk
Sounds Like: Kaizers Orchestra meets Punk in a Vaudeville

VÖ: 28.06.2006

Wer dieses Orchester des Wahnsinns kennt, dem muss man nicht viel erzählen, der weiß, was ihn erwartet. Jedem anderen kann man nur empfehlen, sich vorsichtig der MySpace-Präsentation der kirren Kombo zu nähern. Wer damit klar kommt und wem gefällt, womit er dort an musikalischen Tischfeuerwerken und textlich Bizarrem umworben wird, der wird mehr wollen.

Und als Empfehlung für dieses Mehr könnte durchaus die neueste Platte "Red Eyed Soul" herhalten. Sie bietet einen wunderbaren Einblick in die eigenartige, fremde, merkwürdige und sonderbare Welt der neun Musiker aus Brooklyn, New York, die extremen Genuß für Auge, Ohr und Tanzbein bietet.

Aber wie soll man zu so einer Platte eine Rezi schreiben? Kein Finger bleibt auf der Tastatur liegen, denn in dem Moment, in dem die Playtaste gedrückt ist, werden alle Gliedmaßen hibbelig, Tanzen in allen Lebenslagen ist angesagt und motorische Reflexe sind nicht mehr steuerbar. Es knallt ein wirrer, prallbunter Mix aus 30er-Jahre Opiumhöhlensound, gepaart mit Punkattitüden, einer deftigen Prise Ska und purer Lebensfreude ins Zimmer, das sofort zur Tanzhalle wird.

Und so skurril, wie diese Beschreibung sich lesen mag, so wirkt auch die Band, so klingt ihre Musik. Neun Musiker, die zunächst einfach nur zusammengewürfelt wirken und gemeinsam einen Rock 'n Roll-Zirkus der schönsten Art zaubern. Aber wie sagen sie selbst: "2 drummers, 4 horns, 2 guitars way too many teeth a piano and an accordion. Sign the fuck up!" - Ein tättowierter Gitarrist, der einer Hardrockband entsprungen sein könnte, eine wunderschöne, dreadlockstragende Bassistin, eine starke Bläsersektion, die auch gern in Gala-Abendkleidern auftritt, ein zwirbelbärtiger Baskenmützenträger an den Tasten, der auch wunderbar mit einem Baguette und Rotwein bestückt durch ein französisches oder italienisches Dorf in den 30ern radeln könnte. Und dann der Sänger. Ein bleichgeschminkter Dandy im Nadelstreifenanzug, charmant wie ein Gentleman aus längst vergangenen Zeiten, der eine dekadente Atmosphäre schafft, die sexuell aufgeladen und gleichzeitig angenehm morbide wirkt.

Und, ähnlich wie in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, geht es hier darum, die schlechte Welt draußen zu lassen, obwohl sie nicht vergessen werden darf. Primär gilt es, im Hier und Jetzt das pralle Leben zu genießen, Spaß zu haben, zu Tanzen, zu Singen und sich berauschen zu lassen.

"It's Halloween, it's 1933, we're all in Bladerunner and the drinks are on the house. You have no excuse not to come out unless it is that you are a jerk. I don't think you're a jerk, I'll see you there."

Silke Sprenger

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