Rezension

The Wombats

A Guide To Love, Loss And Desperation


Highlights: Moving To New York // Lets Dance To Joy Division
Genre: "Indie"-Pop
Sounds Like: Good Shoes // Franz Ferdinand // Arctic Monkeys // The Cribs //...

VÖ: 16.11.2007

Am Anfang dieser Rezension kann einmal mehr mit viel Konjunktiv und viel „ach, wenn doch...“ gearbeitet werden. Zum Beispiel: Wenn das Debütalbum der Wombats vor gefühlten fünf bis acht Jahren erschienen wäre, hätte man vor lauter Begeisterung glatt eine Flasche Kindersekt (das ist der, der wie Brause schmeckt und alkoholfrei ist) öffnen können. Wenn „A guide to love, loss & desperation“ nicht so furchtbar wie alles andere klingen würde, würde deutlich werden, dass The Wombats ein gar nicht mal so unsicheres Gespür für niedliche Melodien und noch knuffigere Lyrics haben. Wenn George W. Bush Atheist werden würde...

Streichen wir das „wenn“ und begeben uns in die Wirklichkeit. Der NME feiert, England brennt mal wieder (was auch immer es da noch zum Brennen gibt), die übliche Promotour durch Deutschland und alle haben bestimmt schon mal, zumindest unbewusst, zu „Moving To New York“ die Chucks bewegt. Hier eine kleine Gedächtnisstütze: So I'm moving to New York, cause I've got issues with my sleep. It's like Christmas came early for me. Na, fällt der Groschen? So oder so, die Wombats haben alles, was man in einem Zeitalter, in dem Maximo Park im Profillos-Radio laufen, so nötig ist, um zumindest mittelmäßig erfolgreich zu werden: Einen starken Liverpooler Akzent, aus dem Leben gegriffene Texte und genau das richtige Maß an Vorhersehbarkeit, um von der „Indie“-Kidsfraktion begeistert aufgenommen zu werden.

Zitiert wird hier alles, von anderen Liverpooler Pilzköpfen über die Futureheads, Arctic Monkeys, Good Shoes bis zu den üblichen Verdächtigen wie Franz Ferdinand. Selbst Joy Division sind hier nicht sicher („Let's Dance To Joy Division“). Haben die Wombats etwa keine Angst vorm bösen Geist von Ian Curtis? Dieser Song ist in jeglicher Hinsicht ein unverschämtes Stückchen Musik. Laut, fröhlich und viel zu einprägsam. Außerdem ist der Beat einfach mal sowas von unverschämt bei den Franzen geklaut. Nichtsdestotrotz: Fünf Euro, dass das der neue „I bet you look good on the dancefloor" wird.

Vielleicht sind die Wombats auch einfach nur der neueste Beweis, dass hier der Ausverkauf einer eigentlich geschätzten Musikrichtung stattfindet. Vielleicht hat das hier aber auch einfach gar nichts mehr mit dem „Indie“ von früher zu tun und muss als das angesehen werden, was es ist. Spaßmusik. Wenn der Spaß doch nur nicht alle zwei Monate neu abgefeiert werden würde. Hallo, könnt ihr euch nicht endlich mal was Neues einfallen lassen?

Man verliert natürlich jede Glaubwürdigkeit, wenn man einerseits hier rumkritisiert, andererseits aber laut Wombats-singend durchs herbstliche Hamburg läuft. Allerdings: Manchmal kann man schließlich auch einen Silbermond-Ohrwurm nicht vermeiden.

Lisa Krichel

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