Rezension

The White Stripes

Get Behind Me Satan


Highlights: Blue Orchid // The Nurse // My Doorbell
Genre: Blues // Rock
Sounds Like: The Raveonettes // The Kills // Loretta Lynn

VÖ: 06.06.2005

„Women, listen to your mothers“. Klar Meg, aber die Mütter können warten. Jetzt erst mal die neue White Stripes Platte. Und bitte nicht nur das zarte Geschlecht.

Die grandiosen Ideen gehen ihnen einfach nicht aus: Meg und Jack White veröffentlichen ihr fünftes Album, und man wird mal wieder nicht enttäuscht. Dass das Duo unverwechselbar und schräger als schräg drauf ist und eine wahnsinnig geballte Kreativität in ihre Songs steckt, muss wohl nicht erwähnt werden. Doch können sie uns mit einer solchen Ladung Genialität, die wir von ihnen bereits gewohnt sind, überhaupt noch überraschen? Ja, sie können es. Und sie tun es immer wieder, und deshalb lieben wir sie.

„Get Behind Me Satan“ heisst das Werk, und es ist deutlich komplexer gestrickt als der recht simple, dennoch grandiose Vorgänger „Elephant“, dessen einprägsame Gitarrenriffs sich wie ein roter Faden durch das ganze Werk ziehen. Im aktuellen Album allerdings steckt mehr. Mehr Klavier, mehr Percussion, mehr Experimentieren. So kommt zum Beispiel das recht exotische Marimba zum Einsatz.

Schon zu Beginn der Platte beglückt uns Jack mit einer ungewohnt hohen Stimmlage á la Prince und Meg mit ihrem eingängigen Schlagzeug. Ja, das sind unsere White Stripes. Simpel, aber immer wieder originell. Die meisten ertappen sich wahrscheinlich dabei, wie sie mit ihrem Fuß Luft-Bassdrum spielen. Bis hier hin noch alles wie gewohnt, das Gitarrenriff hämmert sich natürlich sofort in den Schädel. „Blue Orchid“ ist ein perfekter Opener, der sofort ins Ohr geht, uns in der Annahme, „die Neue“ muss einfach toll sein, bestätigt und uns auf den Rest neugierig macht. Weiter geht´s nun exotisch. Die harmonischen Marimbaklänge und Jacks Gesang in „The Nurse“ werden von wuchtigen Drums, E-Gitarren- und Klaviergeschrammel – ja, man kann es Geschrammel nennen, wobei wohl kein anderer ein solches Geschrammel zu solch brillanten Songs verarbeiten kann – immer wieder steigernd untermalt, bis am Ende schließlich die musikalisch abstrakte Bombe explodiert und Wände einstürzen. Doch die fallen bis zum Ende der Platte nicht nur einmal. Ebenfalls sehr herausstechend ist das gewöhnungsbedürftige „Little Ghost“ mit seiner countrylastigen Note, und was wäre eine White Stripes Platte ohne Megs – sagen wir mal, „charakteristische“ – Stimme. Mit ihrem 35 Sekunden kurzen, gewohnt wackligen Gesang in „Passive Manipulation“ spricht sie warnend zur Frauenwelt, die gute.

Ob “Get Behind Me Satan“ eine Steigerung oder sogar ein kleiner Richtungswechsel ist, sei nun mal dahingestellt. Auf alle Fälle haben Jack und Meg wieder ganze Arbeit geleistet und ein sehr vielfältiges Werk mit vielen gewohnten, aber auch einer ganzen Reihe neuer Elemente geschaffen. Wo soll das nur hinführen? Nun kann man nur noch abwarten, mit welchen Exoten sie uns auf der nächsten Platte überraschen werden. Doch bis dahin haben wir ja 13 herrliche Songs, die sich so schnell nicht totnudeln lassen. Doch welcher WS-Song lässt sich das schon.

Stefanie Graze

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!