Rezension

The Wedding Present

El Rey


Highlights: I Lost The Monkey // The Trouble With Men // Model, Actress, Whatever... // Boo Boo
Genre: Indierock
Sounds Like: Cinerama // Television Personalities // Sonic Youth

VÖ: 01.08.2008

Was soll man noch über eine Band schreiben, die beinahe genauso lange im Geschäft ist, wie der Rezensent auf Erden weilt? Eine Band, die von Erfolg und Misserfolg über unzählige Besetzungswechsel bis hin zur langjährigen Pause alles gesehen und mitgemacht hat, was das Leben als Musiker mit sich bringen kann. Sieben Studioalben, unzählige Singles, EPs und B-Seiten haben eigentlich schon längst alles erzählt, was man über The Wedding Present wissen muss. Die Aufgabe des Rezensenten ist in diesem Fall, dafür zu sorgen, dass das legendäre Gespann aus Leeds nicht einfach so vergessen wird. Liebe Leser, wenn ihr schon immer mal wissen wolltet, wie richtiger „Indierock“ eigentlich klingt, dann könnte „El Rey“ die Erleuchtung für euch sein.

Wenn es eine Rangliste der hippsten Indiebands gäbe, wären The Wedding Present irgendwo auf den letzten Plätzen zu finden. Bandkopf David Gedge weiß das nur zu gut und versucht erst gar nicht, sich an die dieser Tage angesagte Musik der Maximo Parks, Franz Ferdinands oder Babyshambles anzugleichen, schließlich weiß er doch nur zu gut, dass er alle Jünglinge in puncto Songwriting immer noch locker in die Tasche steckt. „El Rey“ ist ein weiteres Stück ehrlicher Handwerkskunst in der Bandhistorie. Präzise auf den Punkt gebrachter und düsterer Indie, ohne Tanzaufforderung und schöne Bandmitglieder, dafür aber garantiert plagiatsfrei und mit viel Liebe zum Detail.

Thematisch befasst sich „El Rey“ mit dem Umzug von Sänger David Gedge aus der Arbeiterstadt Leeds in die Schönwetter-Metropole Los Angeles und den damit gewonnenen neuen Eindrücken. Verständlicherweise gibt es bei solch einer Radikalumsiedlung mehr Stoff, als ein Album aufarbeiten könnte. Dennoch kann man sich anhand der elf Songs sehr gut vorstellen, wie so ein völlig neuer Lebensabschnitt vonstatten geht. Da gibt es das erste Date in der neuen Stadt („Don´t Take Me Home Until I´m Drunk“), nervige Großstädter („The Thing I Like Best About Him Is His Girlfriend“) und die Erkenntnis, dass Hollywood tatsächlich nur ein Traumschloss einiger Irrer ist („Model, Actress, Whatever…“).

Die charmant verpackten Texte werden, wie wir es von Steve Albini gewohnt sind, musikalisch roh und ungeschliffen dargeboten. Bass, Gitarre und Schlagzeug. Wer braucht da eigentlich noch den ganzen anderen Technikschmonz, fragt man sich da. Jedenfalls tut es gut, mal wieder so ein Album zu hören. Es gibt nicht mehr viele Bands, die so klingen, also wagt es ja nicht, The Wedding Present zu vergessen!

Benjamin Köhler

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