Rezension
The Subways
All Or Nothing
Highlights: Girls & Boys // Strawberry Blonde // Lostboy // Kalifornia
Genre: Indie
Sounds Like: Blood Red Shoes // Ash // Blink182
VÖ: 27.06.2008
Es hat ja schon was von einem Teenie-Film. ER schreibt IHR einen Song und über Nacht wird das Pärchen berühmt. Nur ein paar Jahre später trennen sich die "Rock'n'Roll Queen" und er während der Aufnahmen zum zweiten Album. Anstatt die Studioarbeit oder gleich die ganze Band in die Tonne zu treten, nehmen die Subways ihr zweites gelungenes Album in Folge auf und verstehen sich weiterhin blendend. Der Sänger und die Frau am Bass sind beide wieder mit anderen Partnern glücklich und der Mann am Schlagzeug wird vielleicht froh sein, dass er nicht länger wie das dritte Rad am Wagen wirkt. Auch wenn die beiden es ihm nicht leicht machen. Die Röcke von Charlotte Cooper scheinen gegenüber der 2006er-Tour noch ein bisschen kürzer geworden zu sein und Billy Lunn hat sein fast schüchternes Auftreten mit seiner Oberbekleidung abgelegt und schwätzt förmlich mit dem Publikum, anstatt sich auf ein paar wenige Ansagen zu beschränken.
Eine Neuerung betraf auch die Arbeit an "All Or Nothing". Wurde das erste Album noch von Lightning-Seeds-Sänger Ian Broudie im heimischen England produziert, zog es die drei nun nach Los Angeles zu Butch Vig, der nicht nur an Alben von Nirvana und Sonic Youth tüftelte und mit seiner eigenen Band Garbage einige Erfolge feiern konnte, sondern auch erst kürzlich mit Jimmy Eat World "Chase This Light" aufnahm. Und man merkt deutlich, dass Vig seine Finger im Spiel hatte. Die Songs klingen ein bisschen poppiger, ein bisschen glatter als auf dem eher rauen Debüt, das fast schon an ein charmantes Demotape erinnerte. Diese neue Professionalität ist Fluch und Segen zugleich. Ein bisschen fehlt der letzte Kick, vielleicht auch dieses aufregende Etwas, dass "Young For Eternity" so besonders machte. Auf der anderen Seite zeigen all die Songs, wie sich die Band entwickelt hat.
Sehr schön zeigt das gleich der Opener "Girls & Boys", der als Gratis-Download schon Appetit auf mehr machte. Während der Strophen wechseln sich Billy und Charlotte ab, im Refrain übernimmt sie den Backgroundgesang, während er sich nebenbei die Seele aus dem Leib schreit. Perfekt eingesetzt werden Gitarrenriffs und Drums. Der Übergang zu "Kalifornia" gelingt ohne einen großen Bruch, auch hier rattern die Gitarren nur so runter. Aber als würde es die kleine Pause nach etwa zwei Minuten andeuten, wird es ruhiger. Ruhiger im Sinne der Subways, versteht sich. Keine Balladen, aber sanfte Poprocknummern folgern, darunter die zweite Single "Alright". Irgendwie schleicht sich aber auch eine leichte Langeweile ein, spätestens nach dem noch recht mitreißenden "Shake! Shake!" wirken die Lieder etwas uninspiriert oder zumindest fehlt der überraschende Charakter, die Abwechslung.
Die folgt erst wieder im zehnten Track, dem ruhigen "Strawberry Blonde", dessen Titel Billy als Tattoo auf seinem Bauch trägt. Und auch wenn "Always Tomorrow" beschleunigt, die Stimmung hat sich gewandelt. Plötzlich machen die Subways netten, leicht bitteren, aber vor allem süßen Indiepop. Und da ist sie dann doch wieder, die Abwechslung. Und wenn "Lostboy" fast schon an eine Blink182-Ballade erinnert, dann kann man das wohl auch wieder der Produktionsarbeit von Butch Vig zuschreiben. "All Or Nothing" ist insgesamt doch stärker als das Debüt, interessanter, wandlungsfähiger und bietet reichlich Spekulationsmöglichkeiten, wie sich die drei aus Hertfordshire noch entwickeln werden. Und wer weiß, wie die Geschichte von Billy Lunn und Charlotte Cooper weitergeht? Und Josh Morgan. Das nämlich ist der Mann am Schlagzeug. Scheinbar hatte die Band auch ein Ansehen, was sein Schattendasein angeht. Denn den Titeltrack darf er singen. Wenn das mal kein Anfang ist.
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