Rezension

The Streets

Computers & Blues


Highlights: Outside Inside // Soldiers // Lock The Locks
Genre: Hip-Hop // Pop
Sounds Like: Dizzee Rascal // Jamie T // The Mitchell Brothers // Professor Green

VÖ: 18.02.2011

„Das tut mir jetzt mehr weh, als es dir weh tut“. Den Satz bringen nicht nur pädagogische Vollversager von Eltern, die ihre Kinder prügeln, inzwischen könnte er wohl auch von Mike Skinner stammen. Gerichtet an seine Fanbase. Denn Skinner macht The Streets mit „Computers & Blues“ dicht. Endgültig. Und zuletzt musste er sich so Einiges anhören, an seinen letzten zwei Platten ließen Fans wie Presse nicht viel Gutes. Ist der Zenit der Kreativität im Falle von The Streets so langsam im Rückspiegel verschwunden? Oder setzt Skinner zum Abschied nochmal das Ausrufezeichen?

Nun, „Computers & Blues“ ist kein „Original Pirate Material“. Das tönt schon die Wertung oben. Hatte allen Ernstes wohl auch niemand erwartet. Skinner macht seine Sache aber ordentlich. Probiert sich nicht auf Biegen und Brechen aus, sondern verlässt sich auf seine Markenzeichen. Schon der Opener „Outside Inside“ ist der klassische Zungenakrobat, für die man den Cockney-König Skinner so lieb gewonnen hat. Und wo Andere im Hip Hop dann zum Refrain Popdiven aus dem Ärmel zaubern, brabbelt Skinner lieber selbst wirres Zeug wie „The world is outside, but inside warm. Inside informal, outside stormy, inside normal“. Goldig, der Gute!

Und was wäre ein Streets-Album ohne seine Querschläger? „Abc“legt zunächst die Füße hoch, eiert dann aber als verstrahlte Drum&Bass-Abfahrt in 70 Sekunden durchs Ziel. Mit mehr Suchtgefahr als Nikotin punktet dann „Soldiers“ mit seiner smarten Hook und einem rythmisch grandios aufgelegten Skinner, der den Beat nur zu gern zergrätscht. Bei „Roof Of Your Car“, „Puzzled By People“ und „Without Thinking“ fehlen dagegen zündende Ideen wie explosive Melodien – stattdessen gibt’s holprige Refrains und zu viel Monotonie.

Gut nur, dass das letzte Viertel der Platte nochmal zulegt. Das um die Ecke gedachte „OMG“ treibt clevere Spielchen mit dem allbekannten Facebook-Status, „Trust Me“ lässt mit seinem cheesy Karibikflair schmunzeln, hat aber massig gute Laune im Gepäck. Und schließlich: „Lock The Locks“: „I’m packing up my desk I’ve put it into boxes. Knock out the lights, lock the locks and leave.“ Als würde hier einer nach dutzenden Jahren Dienstzeit sein Büro räumen. Nochmal einen großartigen Refrain zum Schluss – und das war's mit The Streets. Deckel drauf, Klappe zu, Affe tot. Nein, zu seinem Abgang serviert Skinner wahrlich nicht sein bestes Album. Aber zumindest eines, das ihn vermissen lassen wird. Schnief. Aber ganz verloren geht Skinner uns eh nicht, schließlich hat er noch sein Label „The Beats“. Also: Dry your eyes, mates.

Gordon Barnard

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