Rezension

The Stills
Oceans Will Rise
Highlights: Snow In California // Snakecharming The Masses // Everything I Build
Genre: Independent
Sounds Like: Interpol // Kings of Leon // The Shins // The Strokes // Broken Social Scene // Polarkreis 18 // Death Cab For Cutie
VÖ: 14.11.2008

Das böse Rezensenten-Ich schleicht sich in den Vordergrund und schreit, es erinnere sich aus dem Jahre 2003 an genau zwei Alben, Shins' „Chutes Too Narrow“ und The Stills' „Logic Will Break My Heart“. Zwei Alben, von denen 2003er Leser einer beliebigen Musikzeitschrift je einen Track kennen dürften, da sie auf entsprechenden Beilage-Samplern vertreten waren. Das böse Rezensenten-Ich wiederum schätzt beide Alben als unverzichtbare Begleiter.
Die Kanadier The Stills sorgten mit dem Nachfolger „Without Feathers“ für enttäuschende oder enttäuschte Kritiken. Es folgt der Auftritt von „Oceans Will Rise“. Erscheinend auf Kanadas Vorzeigelabel Arts & Crafts schließt es nicht nahtlos, aber doch geradlinig am Debüt an, zeigt aber zusätzlich einen leichten „Middle Of The Road“-Rock-Charakter. Schon das eröffnende „Don’t Talk Down“ macht diese Verbindung deutlich, bevor „Snow In California“ einen in das wohlige, melancholische, leicht düstere und doch eingängige Ambiente des Debüts zurückversetzt. Mit „Snakecharming The Masses“ geben sich Tim Fletcher und Konsorten rumpelig-düster, um im nächsten Moment in „Being Here“ mit U2eskem, hymnischen Indierock zu glänzen.
Den heimlichen, stillen Glanzpunkt des Albums setzt jedoch die zu Tränen rührende Ballade „Everything I Build“. Allein diese klagende, schwelgerische Perfektion lohnt die Beschäftigung mit „Oceans Will Rise“. Dagegen fällt das unentschiedene „Panic“ ab, ohne wirklich schlecht zu sein. Unentschiedenheit zwischen den bisher versuchten musikalischen Ansätzen auf „Logic“ und „Feathers“, zwischen klassischem Rock und Joy Division’eskem Post-Punk, zwischen College-Rock und düsterem Pop schwächt dann auch den Gesamteindruck dieses guten Indierock-Albums, des immerhin schon dritten The-Stills-Werks. „Eastern Europe“ passt zwischen Weezer und Foo Fighters in jede Rock-Radiosendung, ohne auf- oder abzufallen, „Hands On Fire“ klingt hymnisch und doch herkömmlich, vor allem aber überlang. „Dinosaurs“ und „I’m With You“ beglücken jeweils die Freunde des Debüts und des Zweitlings.
Ausreichend Licht, kein Schatten, aber doch viel Zwielicht, heißt, eher Halbgares, findet sich in den knapp 50 Minuten „Oceans Will Rise“. Dem Hörer wird es dennoch als mehr als solide, sogar als gute Erinnerung verbleiben, steht doch am Ende das zärtliche „Statue Of Sirens“ mit seinen gebrochenen Gitarrenakkorden und Tim Fletchers Gesang, der den Eindruck erweckt, er sänge nur für dich allein. „Oceans Will Rise“ ist kein „Logic Will Break My Heart“, aber gefallen tut es dennoch.
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