Rezension

The Soft Pack

Strapped


Highlights: Saratoga // Chinatown // Captain Ace
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Dum Dum Girls // Surfer Blood // Pavement // Foals // Ganglians // Deerhunter // Crocodiles // White Denim // Best Coast

VÖ: 05.10.2012

Eigentlich ist San Diego eher für abgedrehtere Musik bekannt: Insbesondere im Bereich Noise-Rock und -Punk gibt es in der südkalifornischen Metropole eine bereits seit den 90er Jahren aktive lebendige Szene, zu der Interpreten wie The Locust und The Plot To Blow Up The Eiffel Tower gehören, beziehungsweise gehörten. Die Nachfolgerbands letzterer Gruppe, die sich im Jahre 2006 auflöste, sind allerdings etwas softerer Natur: Einerseits das Noisepop-Duo Crocodiles, andererseits The Soft Pack, wo Drummer Brian Hill mittlerweile spielt. 2007 zunächst als The Muslims gegründet, änderte man den Bandnamen aufgrund teils beleidigender Reaktionen recht bald und verschrieb sich schnellem und geradlinigen Indie- bzw Garage-Rock, der sich zuletzt auf dem selbstbetitelten Album aus 2010 zeigte.

Zur Gänze verlassen hat die Band diese Musikrichtung auch bis heute nicht. Die meisten der 12 Songs aus einem Anfangsrepertoire von 80, die es auf die Platte geschafft haben, weisen eine Spieldauer von unter drei Minuten auf, und gleich im Opener "Saratoga" geht es auch schon gut zur Sache. Auffallend ist jedoch die gegenüber dem letzten Album veränderte Abmischung: Die Vocals von Frontmann Matt Lamkin treten in den Hintergrund, während sämtliche Instrumente, abgesehen vom Schlagzeug, mit reichlich Hall-Effekten unterlegt wurden. Im Ergebnis klingt das – grob formuliert – etwas nach Deerhunter in schnell. Generell hat sich das instrumentale Repertoire der Gruppe erweitert: auch Saxophon und Synthesizer bekommt man nun häufiger zu hören, beispielsweise in "Tallboy", das die zwei genannten Stilmittel erst interessant machen.

Auch wenn The Soft Pack versuchen, für mehr Abwechslung als früher zu sorgen, ist festzustellen, dass sie die schnellen, gitarrenlastigen Tracks immer noch am besten drauf haben. "Bobby Brown" – eine Hommage an den Ex-Ehemann der kürzlich verstorbenen Whitney Houston – basiert zum Beispiel nicht auf einem Gitarrenriff und plätschert ziemlich unspannend vor sich hin. Als Kontrastprogramm folgt direkt danach das schrammelige und harmonische "Chinatown", das auch von den Dum Dum Girls in ihren stärksten Momenten stammen könnte, wenn diese einen männlichen Sänger hätten. An sich erfreulich sind ferner einige Experimente mit Noise- und psychedelischen Elementen ("Oxford Ave.", "Everything I Know"), jedoch haben das andere Bands wie die Flaming Lips, Foals und Ganglians in den letzten Jahren auch schon aufregender hinbekommen. Mit dem progressiven 7-Minuten-Brett "Captain Ace" gibt es zum Schluss zum Glück nochmal einen richtigen Kracher auf die Ohren. Um wirklich aus der Masse herauszustechen, braucht es insgesamt aber trotzdem mehr.

Johannes Neuhauser

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