Rezension

The Scottish Enlightenment

Potato Flower


Highlights: Keep The Cats Outside // Colour It In // Blood Harmony // Wasps
Genre: Indie // Folk
Sounds Like: Low // Pavement // Mark Kozelek // Frightened Rabbit

VÖ: 01.06.2018 (Import)

The Scottish Enlightenment scheuen keine ambitionierten Projekte. Drehte sich ihr Debütalbum „St. Thomas“ vor acht Jahren um das Thema des Zweifelns, den Prozess, wenn Glauben vom Verstehen abgelöst wird, so legen sie mit ihrem neuen Album einen neuen Fokus, ganz einfach inspiriert von der Zeit, die seitdem verstrichen ist und allem, was sie mit sich gebracht hat. „Potato Flower“ handelt von den ganz einfachen Dingen des Alltags, zu denen Geburten und Todesfälle genau so gehören wie alles, was ein ganz gewöhnliches Leben eben so ausfüllt und mehr Bedeutung in sich trägt, als man zunächst denken mag.

Musikalisch zeigt sich die Band um David Moyes passend zur Thematik deutlich reduzierter. Während „St. Thomas“ mit seinen Post-Rock-Elementen deutlich weitläufiger angelegt war, erinnern The Scottish Enlightenment mit ihrem neuen Album eher an Mark Kozelek, Low oder ruhigere Pavement. Die Gitarren sind klar, das Drumming schlicht und zielführend, nichts ist hier auf große Effekte ausgerichtet, und das ist es auch, was „Potato Flower“ auszeichnet. Man muss wirklich hinhören, wie hier Musik gemacht wird, wie Gesang und Instrumente Emotionen transportieren, wann zögernde Pausen entstehen, wann Mut gefasst wird, wann Niedergeschlagenheit von Lichtblicken abgelöst wird – all dies kann man den Songs dieses Albums anhören, und es ist ein zutiefst erfüllendes Gefühl sich darauf einzulassen und die Songs mit all ihren Facetten in sich resonieren zu lassen und die Empfindsamkeit der Musik mit seinem eigenen Gefühlsleben abzugleichen.

Wer die ersten Töne des Openers „Keep The Cats Outside“ gehört hat, wird verstehen, was gemeint ist. Die größte Leistung von The Scottish Enlightenment ist ihre Zurückhaltung. In dem Moment, in dem der Song sich zum großen dramatischen Finale steigern könnte, verweilt er einfach in seiner Traurigkeit und klingt sanft aus. „Potato Flower“ versucht die Dinge darzustellen, wie sie wirklich sind, und dazu gehören eben nicht unbedingt übertriebene Kontraste, sondern feine Nuancen, die selbst schon genug Spannung in sich tragen. Wie sich dann nach acht Songs, die teils auch etwas lauter werden, mit dem finalen „Wasps“ ein Kreis zu schließen scheint, einem die traurig-schleppende Grundstimmung des ersten Songs wieder begegnet und der Song dabei aber einen Hauch Optimismus in sich trägt, versteht man, warum „Potato Flower“ so ein gutes Album ist, warum es einen immer wieder von Neuem fesselt, wenn man ihm den Raum gibt, den es braucht.

Kilian Braungart

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