Rezension

The Radio Dept.

Running Out Of Love


Highlights: Sloboda Narodu // This Thing Was Bound To Happen // Committed To The Cause
Genre: Dream Pop
Sounds Like: The Pains Of Being Pure At Heart // The Postal Service // My Bloody Valentine // Beach House

VÖ: 21.10.2016

Johan Duncanson und Martin Carlberg aus Schweden statuieren mit ihrer vierten Platte als The Radio Dept. ein schönes und wichtiges Exempel. Bisher ist ihre Band, die selten Platten veröffentlicht und dafür wenn, dann richtig gute und ausgefeilte, hauptsächlich für roh aufgenommene, zärtliche poppige Melodien bekannt, für unbedarften, klaren Gesang, für pure Schönheit in der Musik. „Running Out Of Love“ zeigt nun, dass auch Musik, die so klingt, eine glasklare, eindeutig formulierte politische Botschaft und einen Auftrag haben kann. Protestmusik muss nicht laut und intensiv sein, nicht unbedingt einen Dosenbier-Charme haben, auch nicht platt und das eigene Image beweihräuchernd sein. Es ist gut, dass The Radio Dept. beweisen, dass auch ihre Art der Musik Protestmusik sein kann.

Und was für welche. Jeder Song der Platte behandelt irgendeine Form von Ungerechtigkeit, erhebt eine Stimme gegen Faschismus, Rassismus oder den aktuellen politischen Rechtsruck in Schweden im AfD-Stil („Swedish Guns“). Das Coverbild zeigt einen Soldaten, die Waffe steht dabei mehr im Mittelpunkt als sein Gesicht. Hier steckt viel Wut, und die ist kanalisiert in eine Musik, die sehr nach The Radio Dept. klingt – der Sound ist derselbe, nur das Songwriting hat wesentlich mehr Wumms. „Running Out Of Love“ ist mitunter fast ein Dance-Album (etwa „Occupied“). „Don’t ask for patience // because we just don’t have the time // freedom now“ heißt es in „Sloboda Naradu“, dem feinen Opener, dessen Titel der jugoslawischen, antifaschistischen Partisanenbewegung aus dem zweiten Weltkrieg entspringt. „Freedom To The People“ bedeutet das, die Worte „Death To Fascism“ gingen dem im Original voraus. Direkter politisch ist Dream Pop selten.

„This Thing Was Bound To Happen“ ist eines der Highlights der Platte, der Song, der vielleicht noch am ehesten nach klassischem Songwriting von The Radio Dept. klingt. Vielleicht ist die Dancelastigkeit auf „Running Out Of Love“ mitunter zu hoch, und ältere Platten der Band sind im Endeffekt schöner. Aber sie sind auf gar keinen Fall weniger wichtig. Denn dieses Album ist nicht nur Musik, sondern ein klar formuliertes politisches Statement und als solches von nicht zu niedrig zu bewertender Relevanz. Denn schon lange war es in Europa nicht mehr so wichtig wie jetzt, jede Stimme zu nutzen, um klar und deutlich Position zu beziehen. „Because when our pain’s over / It’s someone else’s turn / No point in staying sober / If we’re gonna burn” („Committed To The Cause“).

Daniel Waldhuber

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