Rezension

The New Wine

Waves


Highlights: Delete, Rewind // Words On Fire // Move
Genre: Space-Pop
Sounds Like: The Whitest Boy Alive // New Order // Hot Chip

VÖ: 11.03.2011

Ein weites Panoramafenster, unter dem sich die Meeresküste vor einer einsamen Insel Norwegens erstreckt. Auf der anderen Seite der Scheibe ein ganzer Haufen Equipment und vier junge Musiker. In diesen traumhaften Weiten haben The New Wine, einigen vielleicht vom Melt! Festival 2009 oder als gefeierter The-Whitest-Boy-Alive-Support auf deren Europatour 2009 bekannt, endlich ihr Debütalbum "Waves" aufgenommen. Immerhin existiert dieses jüngste Mitglied der Bergen-Szene (Erlend Oye, Kakkmaddafakka) bereits seit 2008, man hat sich also gehörig Zeit mit dem Erstling gelassen.

Diese Zeit, und auch die Szenerie, in der "Waves" letztlich aufgenommen wurde, hört man der Musik auch an. Die nur acht Songs sind konsequent zu Ende gedacht, The New Wine spielen weite, spacige Popmusik. Diese unterscheidet sich von der der Vorreiter dieses Leichtfuß-Synthie-Gitarren-Pop, The Whitest Boy Alive, jedoch eindeutig dadurch, dass hier die Synthesizer deutlich mehr Akzente setzen, ja, mitunter fast akrobatische Leistungen vollbringen. Dafür treten hier Text und Gesang in den Hintergrund, z.B. der Opener "Waves" ist neben vier Minuten ausufernder Sounds nur mit vier kurzen Textzeilen, die inmitten des Songs aufleuchten, bestückt.

Hierdurch baut sich die nötige Spannung für das auf, was folgt. "Move" ist ein nahezu idealer Popsong, "If I Wake Up" fällt mit krautigem Sound auf. In "Delete, Rewind" verarbeitet Sänger Stian mit verhältnismäßig viel Text voll Sehnsucht Vergangenes ("How can I rewind // what I just found out") im Gewand tüdeliger Synthie-Melodien, die dem Song den nötigen Optimismus verleihen und ihn zu einem der Highlights der Platte machen. "Crescendo" ist sogar ein reiner Instrumentaltrack, auch er baut Spannung auf. Diesmal für "Words On Fire", ebenso wie "Move" ein Popsong, der genau das richtige Maß zwischen Ausufern und Eingängigkeit findet.

Der Sound, das ist genau die Stärke The New Wines. Die Synthie-Elemente machen die Norweger live zu der gefeierten Tanzband, die sie sind. Jede Sekunde dieses Albums scheint überdacht und macht "Waves" zu einem äußerst homogenen Gesamtwerk. Dafür sprechen auch nur acht Songs, kein unnötiger Ballast, in genau dieser Reihenfolge, mit schlüssigen, feinen Übergängen. Leider können Stärken dieser Art auch ganz schnell zu Schwächen werden: Die Grenze zwischen Perfektion und Homogenität auf der einen Seite sowie leichter Langeweile ist leicht durchbrochen. Synthie-Sounds können auf Dauer zu Geklimper werden. Leider muss auch angemerkt werden, dass der wohl perfekteste The-New-Wine-Popsong, "Revolving Cylinder", gar nicht auf dem Debütalbum zu finden ist.

Im Großen und Ganzen ist "Waves" dennoch gelungen. Zwar aufgrund oben genannter Punkte keine Platte, die nach Erwerb dauerhaft rotiert, dafür aber in limitiertem Konsum oder auf Parties mit Tanz umso mehr Freude auf den Sommer und kommende Konzerte erweckt. The New Wine zählen eben zu jenen Bands, die erst live ihr volles Potential ausschöpfen.

Daniel Waldhuber

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Album-Preview mit dem Song "Move"

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MySpace-Seite von The New Wine:
www.myspace.com/newwinemusic

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