Rezension

The Miserable Rich

Miss You In The Days


Highlights: Ringing The Chances // Under Glass // Laid Up In Lavender
Genre: Chamber-Pop // Indie
Sounds Like: Sons Of Noel & Adrian // Savoy Grand // The Leisure Society

VÖ: 04.11.2011

Während Deutschlands Hauptstadt mit dem Slogan “Arm aber Sexy“ für sich wirbt, tun das nun The Miserable Rich bei ihrem neuen Album “Miss You In The Days“ auf ähnliche Art und Weise. Als “Spooky but sexy“ wurde da das mittlerweile dritte Album der Jungs aus Brighton von ihrem Sänger und Mastermind James de Malplaquet im Vorfeld des Releases beschrieben – eine Bezeichnung, die beim Anhören des Albums durchaus gerechtfertigt wird.

So wurde für die Aufnahmen zu ihrem mittlerweile dritten Studioalbum gleich mal ein ganzes Spukhaus zu einem Studio umgebaut. Doch nicht etwa irgendeine alte, schäbige Hütte in den Tiefen des transsilvanischen Untergrunds, vielmehr konnte die sagenumwobene „Blickling Hall“ im nordenglischen Norfolk für die Arbeiten gewonnen werden. In diesem Anwesen soll der Legende nach Anne Boleyn, eine der vielen Ehefrauen von Heinrich dem Achten, geköpft worden sein und seither durch die Flure und Hallen des Herrenhauses geistern und dort ihr Unwesen treiben.

Doch die gute Ehegattin schien glücklicherweise wohl für ein paar Tage außer Haus gewesen zu sein, zumindest mussten The Miserable Rich während der Aufnahmen wohl nicht um ihr Leben fürchten, sondern konnten sich ganz auf die Arbeiten zu ihrem neuen Album konzentrieren. Herausgekommen ist dabei passenderweise ein Geister-Konzeptalbum, mit insgesamt zehn Songs, die sich thematisch ganz an James de Malplaquets Vorankündigung halten. So geht es in den Lyrics des Albums nahezu ausschließlich um Geister, Übernatürliches, Obskures und um sexuelle Begierde.

Dazu werden die Songs erstmalig mit Verstärkern und dem Schlagzeugspiel von David Schlechtriemen untermalt – eine Art Novum, bezeichnete sich die Band doch bislang immer als eine Art Kammerpoporchester ohne Drums und Amplifier. Diese soundtechnischen Veränderungen gegenüber den beiden Vorgängeralben “12 Ways To Count“ und “Of Flight And Fury“ sind jedoch keinesfalls fehl am Platz, sondern helfen dabei, die Songs noch dramatischer und schaudernder klingen zu lassen, was nicht zuletzt auch an dem fantastischen Cello- und Violinenspiel von Will Calderbank (Mumford & Sons, The Leisure Society, Sons Of Noel & Adrian) und Mike Siddell (Lightspeed Champion) liegt.

Insgesamt gelingt es dem Kollektiv dadurch, dass das Album deutlich einheitlicher und homogener klingt und man nicht das Gefühl bekommt, nur ein paar Songs daraus hören zu wollen, wie es noch bei den beiden Vorgängeralben teilweise der Fall war. So ist The Miserable Rich mit “Miss You In The Days” ein Album gelungen, vor dem man sich alles andere als gruselt und von dem man sich gerne noch einige Zeit durch den Herbst begleiten lässt.

Benjamin Schneider

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