Rezension

The Menzingers

Rented World


Highlights: When Your Heartache Exists // In Remission
Genre: Punk
Sounds Like: The Lawrence Arms // Green Day // Hot Water Music

VÖ: 18.04.2014

Der Punk hat ein Problem: die Zeit. Oder, genauer gesagt: das Älterwerden seiner Hörer, das oft damit einhergeht, dass diese sich von der stereotypischen Ideologie des Genres distanzieren. Gemeint sind hierbei nicht nur die Albernheiten von ewig (berufs-)jugendlichen Bands wie NoFX, aus deren Humor man zumindest im besten Fall irgendwann herausgewachsen ist. Auch die häufig permanente jugendliche Unzufriedenheit mit der Welt, ihren Regeln und Strukturen, die auch den Punk einst ins Leben rief, weicht oft einer gewissen Milde, durch die Schwarz und Weiß weitere Grautöne hinzugefügt werden.

Wenige Bands verdeutlichen diesen Prozess so gut wie die Menzingers: Mittlerweile in ihren Mittzwanzigern angelangt, hört der erste Song ihres vierten Albums „Rented World“ bereits auf den so programmatischen wie prägnanten Titel „I Don't Wanna Be An Asshole Anymore“. Der Fehler ist schließlich auch manchmal bei einem selber zu suchen, und der Auslöser dafür, sich zu ändern, liegt oft nicht in den großen Makrokosmen der Gesellschaft, sondern schlicht bei einem einzelnen Du. Auch der vielleicht beste Song des Albums, „When Your Heartache Exists“, will nicht die Welt verändern, sondern nur von einer zerbrochenen Beziehung erzählen – den Spagat zwischen Zerbrechlichkeit (in den Strophen) und Energie (im Refrain) beherrscht Greg Barnett dennoch so gut wie eh und je.

Doch nicht nur inhaltlich werden die Menzingers „erwachsener“, wenn man es so will – produziert wurde „Rented World“ von Jonathan Low, der zuvor The War On Drugs und The National produzierte; bemerkbar macht sich dies unter anderem im Beinahe-Grunge „Bad Things“ oder den ausufernden, hallenden Gitarrenwänden von „Transient Love“. Mit „When You Died“ schließt letztendlich eine Akustikballade das vielleicht vielseitigste Album der Band aus Pennsylvania ab.

Dass die Menzingers sich nicht an einer vergangenen Jugend und überholten Attitüden festhalten, ist erfreulich; dass sie daher auch musikalisch nicht stagnieren wollen, ist ihnen ebenso zugute zu halten – auch wenn manche der „untypischen“ Stücke, allen voran jene unter einer gewissen bpm-Grenze, noch wenig zwingend wirken und nicht an klassische Hymnen wie „In Remission“ heranreichen. Dennoch ist den Menzingers zu prophezeien, dass sie auch in der Zukunft relevant bleiben können. Und damit könnte ihnen im Punk eine ganz besondere Rolle zukommen.

Jan Martens

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